Der Betriebsrat der Deutschen Bank staunt Bauklötze. Was der IBM-Vertriebsmann ihm gerade in der S-Bahn verrät, dürfte vielen bei dem Finanzinstitut beschäftigten IT-Kollegen in den kommenden Wochen schlaflose Nächte bereiten. An die explosive Stimmung in der anderntags anlässlich des bevorstehenden Outsourcing-Projekts einberufenen Betriebsversammlung erinnert sich Doris Keppler, im Frühjahr 2002 Teamleiterin in der Systemprogrammierung, noch heute haargenau. "Jahrelang haben wir uns krumm gelegt", schäumten Mitarbeiter vor Wut, "und als Dank werfen sie uns nun raus."
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wie unterschiedlich betroffene Mitarbeiter das Outsourcing beurteilen;
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welche Fehler das Management macht;
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warum nicht nur Mitarbeiter Veränderungsbereitschaft zeigen müssen.
In den seltensten Fällen wird die Belegschaft auf einschneidende Veränderungen etwa durch Auslagerungsvorhaben rechtzeitig vorbereitet. Vielen Managern ist vertrauensbildende Kommunikation unbekannt, die Führung und Motivation ihrer Mitarbeiter eher lästig. "in den vergangenen zehn Jahren hat die Beachtung von Mitarbeiterinteressen tendenziell nachgelassen", beobachtet etwa
Lothar Rolke, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Mainz. Mit der eigenen Belegschaft spricht das Management deutlich weniger als mit Kunden.
Wütende Mitarbeiter
Erst wenn die gewünschten Einsparungs- und Gewinnziele auf beiden Seiten fixiert und Verträge ratifiziert sind, wird die Katze aus dem Sack gelassen. Sickert die Nachricht wie beim Infrastruktur-Outsourcing-Projekt von Deutscher Bank und IBM dennoch frühzeitig durch, haben Betriebs- und Personalräte, Vertrauensleute und Führungskräfte alle Hände voll zu tun, um dem aufschäumenden Gefühlschaos Herr zu werden. Keppler: "Viele Kollegen drohten, alles hinzuschmeißen", schildert Keppler.
Anwenderunternehmen |
Künftiger Arbeitgeber |
Zahl der betroffenen Mitarbeiter |
Ausgelagerte Dienste |
---|---|---|---|
Gerling |
SBS |
280 |
RZ-, Desktop- und Netzbetrieb |
Sparkasse München |
IZB |
200 |
IT-Betrieb |
E-Plus |
Atos Origin |
180 |
IT-Infrastruktur, Applikations-Management |
Fraport |
Gedas |
120 |
IT-Betrieb |
Unilever |
Accenture |
ca. 120 |
IT-Infrastruktur (angekündigt) |
Haspa |
Wincor Nixdorf |
90 |
IT-Betrieb |
Flughafen Düsseldorf |
Sita |
63 |
Komplett-Outsourcing |
Deutsche BP |
Atos Origin |
50 |
Anwendungs-Management |
Deutsche Bank |
Logica CMG |
39 |
Anwendungsentwicklung |
IVG |
T-Systems |
25 |
IT-Betrieb |
Von Mitarbeiterbelangen ist in IT- und Management-Kreisen geführte Outsourcing-Debatte heute gänzlich frei. Statt sich Gedanken um die schlechte Außendarstellung zu machen, die Versäumnisse in der Kommunikation mit den Mitarbeitern bewirken, erwecken die Branchenvertreter den Anschein, der Auslagerungszug lege nun erst richtig an Tempo zu. Laut IT-Verband Bitkom soll der Umfang ausgelagerter IT-Dienstleistungen in Deutschland von zehn Milliarden Euro im Jahr 2003 auf 17 Milliarden Euro in 2008 steigen. "Damit entsteht eine neue Schlüsselindustrie", heißt es in Berlin.