Web-Services - Methoden und Tools für verteiltes Computing

Zusammenspiel nach neuen Regeln

10.12.2001

Ein Anwendungsentwickler benötigt lediglich einen XML-Parser, um die Soap-Nachrichten zu erzeugen oder zu verarbeiten. Zudem bieten viele Hersteller inzwischen Toolkits an, welche die Programmierung weitgehend automatisieren.

Die kaum bekannte Firma Userland Software hat das Konzept von Soap entwickelt, doch Microsoft erkannte rasch die Perspektiven dieses Ansatzes und machte das Protokoll zur tragenden Säule für verteilte Anwendungen in der hauseigenen .NET-Architektur. Aber auch andere Hersteller, allen voran IBM, haben die Bedeutung von Soap erkannt und Unterstützung dafür in ihre Produkte eingebaut. Unter der Bezeichnung "XML-Protocol" läuft zurzeit ein Standardisierungsprozess beim W3C, das inzwischen den ersten Entwurf für die Version 1.2 prüft. Das zeigt, dass Soap keine Modeerscheinung ist, sondern eine längerfristig stabile Basis für verteilte Anwendungen darstellt.

Soap bietet allerdings nur einen Übertragungsweg für RPCs im Internet. Wie bei jedem Mechanismus dieser Art muss das Format des Anrufs der Schnittstelle der aufgerufenen Anwendung entsprechen. Solange beide Teile einer solchen verteilten Anwendung im selben Haus entwickelt werden, stellt das kein Problem dar. Ist das nicht der Fall, muss der Entwickler die Methoden und Attribute der fremden Servicekomponente kennen.

Hier hilft die Web Service Description Language (WSDL). Ähnlich wie die Interface Definition Language (IDL) eines RPC oder ORB beschreibt WSDL alle wesentlichen Informationen über einen Web-Service - und zwar Syntax und Umsetzung. Mittels XML werden die Schnittstelle (Methodenname und Parameter), physikalische Adresse (URL und Port-Adresse), verwendetes Transportprotokoll (HTTP, SMTP) und Übertragungsformat der Daten beschrieben.

Mit diesen Informationen können Werkzeuge automatisch den Code generieren, der dann Client- und Server-Anwendungen verbindet. Dadurch bleiben Entwickler von einem Großteil der Low-Level-Programmierung von Application Programming Interfaces (APIs) verschont. Die Spezifikation für die WSDL entspringt einer gemeinsamen Initiative von Microsoft, IBM und Ariba. Microsoft plant zudem, mit dem Beta-2-Release seiner .NET-Initiative von dem eigenen Format SDL auf WSDL 1.1 umzusteigen.

Damit die WSDL eines "fremden" Systems aufzufinden ist, lässt sie sich als XML-Dokument auf einem File-Server vorhalten. Solange dies im eigenen Netz erfolgt, bereitet es keine Probleme. So bietet beispielsweise Microsoft mit "Disco" ein Verfahren dafür, WSDL-Dateien auf einem Server zu finden und aufzulisten. Für eine unternehmensübergreifende Kommunikation reicht das aber nicht.