Heinz K. (Name geändert) begann nach dem Studium als Junior Controller bei einem IT-Mittelständler. Er stieg auf, wechselte in ein internationales IT-Unternehmen und arbeitete dort auch im Ausland. Als er sich noch einmal verändern wollte, hatte er mit seinen Bewerbungen keinen Erfolg. Sein Coach Wolfgang Wagner von Bewerber Consult in Frankfurt am Main entdeckte den möglichen Grund im Zeugnis: K. war auf seiner vorletzten Position als Finanzchef tätig gewesen, in dieser Rolle aber nur interimistisch eingesetzt worden. Wagner und K. berieten nun, wo dieser Nachteil - in Relation zu K.s Stärken - weniger ins Gewicht fallen würde, und kamen auf die Autoindustrie. Nach fünf Wochen hatte K. dort sein erstes Vorstellungsgespräch.
"Wir bieten kein psychologisches Coaching an, bei dem die Klienten auf Phantasiereisen geschickt werden oder autogenes Training lernen", sagt Birgit Zimmer-Wagner, die Mitbetreiberin von Bewerber Consult. "Bei uns geht es immer konkret um den nächsten Schritt." Für die Bewerber recherchiere man im verdeckten Stellenmarkt und denke mit ihnen auch über ungewöhnliche Wege nach. Nach drei Gesprächsterminen seien die Bewerbungen an der richtigen Adresse, der vierte Termin sei dann oft dem Videotraining gewidmet, in dem das anstehende Bewerbungsgespräch simuliert werde. Birgit Zimmer-Wagner: "Ich sage immer: Wenn der Klient mitmacht, gibt es einen neuen Job nach einem Coaching für 1000 bis 1500 Euro, je nach angestrebter Position."
- Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein. - Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe. - Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst. - Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint. - Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung. - Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten. - Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten. - Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist. - Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten. - Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. - Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater. - Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis. - Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen. - Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich. - Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde. - Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen. - Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung. - Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker. - Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu. - Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!
Im Coaching geht es immer um ein konkretes Problem, das der Klient eingangs benennt. Benachbarte Ansätze, von denen sich viele Coachs aber abgrenzen wollen, sind Training und Beratung. Der Trainer muss es besser wissen, der Coach strebt dagegen zum Klienten eine Beziehung auf Augenhöhe an und hilft zur Selbsthilfe. Die Lösung des Problems soll aus der Persönlichkeit des Klienten heraus gelingen. Das ist der Unterschied zur unmittelbar betriebswirtschaftlichen Beratung.
Geparde brauchen Pausen
Gudrun Happich, die in Köln das Galileo Institut für Human Excellence betreibt, blickt auf 15.000 Coaching-Stunden mit 800 Klienten zurück. Sie coacht vor allem Führungskräfte, meist im Auftrag ihrer Unternehmen. Oft geht es um die Mühen des Aufstiegs: "Wenn jemand als Fachkraft zum ersten Mal zur Führungskraft befördert wird, dann ändert sich die Welt. Weniger bekannt ist, dass sie sich beim Übergang vom mittleren Management zur Spitze noch einmal ändert." Um hier einfühlsam unterstützen zu können - "Nicht ich löse das Problem, sondern mein Klient" -, brauche der Coach selbst umfangreiche Führungserfahrung.
Stolz ist die Diplombiologin auf ihre "Biosystemik": "Dieses Konzept soll Klienten helfen, etwas, was in der Natur erfolgreich ist, in ihr eigenes Handeln zu übernehmen." Der Gepard zum Beispiel ist das schnellste Lebewesen der Erde, aber nur auf 800 bis 1000 Meter. Hat er seine Beute gerissen, ist er so erschöpft, dass er zunächst nicht einmal fressen kann. Nutzanwendung: Wer zu punktuellen Höchstleistungen neigt, muss sich Pausen gönnen, sonst bricht er zusammen.
Für ein themen- und anlassbezogenes Coaching schlägt Happich oft fünf bis sechs Termine vor. In einem Drittel der Fälle wird es verlängert. Unbefristet sind "Sparringspartnerschaften" mit Führungskräften aus der obersten Ebene, die sich auf Dauer einen unabhängigen Gesprächspartner wünschen. Ihre Honorare vergleicht Happich mit denen "eines sehr guten Anwalts".