Zürich Versicherung: MIS kam Schadentyp auf die Spur

07.02.2003
Von Heinrich Scholl

Die Abteilung Nichtleben Schaden der Zürich Gruppe, zu der auch der Deutsche Herold und DA Direkt gehören, setzt zum Beispiel ein auf der Standardsoftware Microsoft Access basierendes Managementinformationssystem (MIS) ein. Die Anwendung nutzt dazu die Daten, die in der host-betriebenen Datenbank vorliegen. So bietet das MIS als flexible Anwendung trotz Altsystemen einen hohen Nutzen und hat sich bereits nach gut einem Jahr amortisiert. Die mehr als 800 Mitarbeiter der Schadenabteilungen erfassen die Daten weiterhin in ihren gewohnten Systemen. Die gemeinsam mit T-Systems in wenigen Monaten entwickelte Lösung liest dann die notwendigen Datensätze im Bereich Schaden nach definierten Kriterien aus. So fließen neben den Grunddaten über den Versicherungsnehmer Schadenursachen und sparten oder Aufwände für die Schadenregulierung ein. Und trotz aller Warnhinweise arbeitet das MIS auf Access-Basis selbst mit den rund zwei Millionen Datensätzen reibungslos.

Heute liegen alle Schadenfälle eines Jahres sowie alle offenen Schäden des Vorjahres auf einem Server der Zürich Gruppe und die autorisierten Mitarbeiter werten die Daten nach unterschiedlichen Kriterien aus. Wer auf Reise geht und die Zeit ausnutzen will, brennt sich die aktuellen Daten auf CDROM oder spielt sie sich auf sein Laptop und wertet sie mit wenigen Mausklicks aus. Der Zugriff auf die sensiblen Kundeninformationen ist dabei streng nach Position und Aufgabenbereich geregelt.

Das MIS soll die Daten nicht nur transparent machen, sondern auch die Kundenbindung optimieren. So zeigt sich, wie schnell, wie lange und in welchen Service-Centern die Mitarbeiter eine Schadenmeldung bearbeiten. Da Kunden eine zügige Antwort auf ihre Schadenmeldung erwarten, können die Verantwortlichen die Servicequalität kurzfristig optimieren. Und nach wenigen Monaten zeigt das MIS, ob die eingeleiteten Maßnahmen greifen.

Aber auch Kostentreiber sind zu identifizieren. Dies können überhöhte Mietwagenpreise und Reparaturkosten oder auffällige Häufungen von Schäden sein. So verursachte ein bestimmter Fahrzeugtyp in einigen Fällen den gleichen Brandschaden. Die Schadenmeldungen fielen aber in verschiedenen Service-Centern an und verteilten sich auf einen längeren Zeitraum. Aus den Medien war auch keine Rückrufaktion des Herstellers bekannt. Erst das MIS kam dem Schadentyp auf die Spur. Es führte die Daten aus dem gesamten Unternehmen zusammen und brachte direkt einen Nachweis für die Verhandlungen mit dem betroffenen Fahrzeughersteller. Dieser war bereit, einen hohen Teil der Kosten wieder an die Zürich zurückzuzahlen.

Ein weiteres Beispiel: Erst das Managementsystem machte einen Vergleich von Schadenaufwänden in verschiedenen Regionen in Deutschland möglich. So zeigte sich, dass für Glasbruchschäden in einem bestimmten Gebiet durchschnittlich 40 Euro mehr gezahlt wurden als in den anderen Regionen. Die Manager wissen heute auch, wie lange es dauert, bis ein Schaden gemeldet oder bearbeitet wird. Oder sie bilden Betrugsfälle ab und vergleichen sie miteinander.

Das MIS stellt ein Beispiel dar, wie Unternehmen auch unter dem heutigen Kostendruck kurzfristig bezahlbare Lösungen entwickeln können, die einen hohen Nutzen erzielen. Da sich der Return on Investment schon nach wenigen Jahren einstellt, überbrücken solche abgespeckten Anwendungen die Wartezeit auf moderne IT-Systeme. Besonders für kleine und mittlere Versicherungsunternehmen stellen solche Einzellösungen eine Alternative zum großen Wurf dar.