Intel-Chef im CW-Gespräch

"Xeon-CPU treibt die Virtualisierung"

01.05.2012
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Ausfallsicherheit ist beim Itanium besonders wichtig

CW: Demnach wachsen Xeon- und Itanium-Welt langsam zusammen?

Lamprechter: Wir haben viele Innovationen auf beiden Plattformen, die einzigartig sind. Bei den Xeons reden wir von einer etwas geringeren Hochverfügbarkeit, die vom Kunden verlangt wird, als bei Itanium. Dort hat Stabilität absoluten Vorrang, das System muss laufen, möglichst ohne eine einzige Sekunde Ausfall im Jahr. Das ist beim Xeon nicht das Hauptaugenmerk. Unsere eigenen RZs für die Fabriken beispielsweise laufen alle auf Itanium, weil die einfach nicht ausfallen dürfen.

Im Übrigen muss auch Intel Geld verdienen. Und das tun wir mit der Itanium Plattform.

CW: Es gibt eine Reihe von großen Softwarehäusern, die mit Appliances, zum Beispiel für Analytics oder Security, auf den Markt drängen. Verkaufsargument ist die optimale Abstimmung von Hardware, Systemsoftware und Anwendung - weshalb die Preise entsprechend stattlich sind. Was halten Sie davon?

Lamprechter: Das ist ein gegenseitiges Befruchten im partnerschaftlichen Kontext. Man kommt auf uns zu und sagt: Hier ist ein spezifisches Feld, wo wir glauben, dass es spezialisierter Lösungen bedarf. Wir setzen uns mit den Partnern an einen Tisch und sehen uns an, wie die Lösungen aussehen können. Aus Intel-Perspektive ist wichtig, dass diese Lösungen offen und skalierbar sind. Das ist Teil unseres Geschäftsmodells.

Nehmen Sie zum Beispiel unsere Partnerschaft mit SAP zum Thema Hana. Wir haben das Segment genau analysiert und zusammen mit Partnern Lösungen entwickelt. Das heißt nicht, dass unsere Lösung ausschließlich in diesem Umfeld funktioniert. Würden wir wieder einen oder zwei Schritte zurückgehen, wäre sie skalierbar auch über andere Themen hinweg. Natürlich haben wir Interesse, mit den Partner Spezialisierungsgrade einzugehen, aber es muss immer der Skalierungsaspekt berücksichtigt sein. Die grundlegende Plattform muss offen sein, das ist für uns essenziell. Dass aber Segmentierung und Spezialisierung um sich greifen, ist absolut in unserem Sinne, weil sich so spezifische Probleme adressieren lassen.

CW: Der Softwarehersteller Oracle ist nach der Sun-Übernahme zu Ihrem Wettbewerber geworden und hat jetzt eine Fertigungstiefe im Appliance-Bereich erreicht wie kein anderer. Bauen die nicht die besseren Appliances?

Lamprechter: Es gibt eine vertikale und eine horizontale Sicht auf die Dinge. Als wir in den Servermarkt eingestiegen sind, haben uns viele Wettbewerber mit Interesse beobachtet. Den großen Erfolg hatten wir, weil wir über die freie Betriebssystemauswahl und eine Vielzahl an Applikationen in den Markt eintraten und hier offen waren. Die Arbeit mit dem gesamten Ecosystem ist für uns zentral. Oracle-Datenbanken laufen auf x86-Rechnern außergewöhnlich gut, das bestätigen alle Benchmarks. Wir haben für Oracle die besten Plattformen. Uns ist wichtig, dass wir von den Leistungsdaten und Lösungsansätzen her bestmögliche Angebote für Oracle-Kunden bereithalten.