Migros mit eigener Social-Plattform
Die Schweizer Handelsgenossenschaft Migros versucht, die digitale Öffentlichkeit unter Kontrolle zu halten, indem sie sie auf eigene Soziale Medien lockt. Seit einem Jahr betreibt sie die eher produktbezogene Site www.migipedia.ch, und im kommenden Jahr will sie eine Community für sozialpolistische Themen starten. "Wenn Menschen etwas über Migros sagen wollen, dann sollen sie es auf unseren eigenen Plattformen tun", sagte Monica Glisenti, Chefin des Kommunikationsbereichs. Bei zwei Millionen Genossenschaftlern ist eine kritische Masse schnell erreicht. Laut Glisenti verzeichnet Migipedia bereits drei Millionen Seitenaufrufe und 40.000 Kommentare sowie 250.000 Facebook-Fans.
Wie die Kommunikationschefin stolz berichtet, hat die Plattform auch schon Wirkung gezeigt. Der beliebt "Ice Tea" werde auf Anregung der Nutzer jetzt auch in der PET-Flasche angeboten. Außerdem habe die Internet-Gemeinde durchgesetzt, dass Migros nach anfänglicher Ablehnung nun doch "Vanilla Coke" verkauft - und das mit finanziellem Erfolg.
Wichtige Fragen unbeantwortet
Derartige Erfolgsbeispiele dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nutzung der Sozialen Medien noch in den Kinderschuhen steckt. Die neuen Plattformen verlangen auch nach neuen Ansätzen. Wesentliche Fragen sind bislang unbeantwortet.
Die wichtigsten dieser Fragen drehen sich um das Thema Integration. Wie Peter Zwyssig, CEO des Beartungsunternehmens Foryouandyourcustomers, betonte, sind die Sozialen Medien ja nur einer von vielen Kanälen, über die Kunden mit Anbietern kommunizieren. Wie müssen sich die Unternehmen aufstellen, um Multichannel-fähig zu werden? So fragte er sich und das Autditorium. Welches Mitglied des Topmanagements soll für das Multichannel-Management verantwortlich zeichnen? Brauchen wir künftig Multichannel-Manager? Und wie lassen sich qualitative und quantitative Ziele auch hinsichtlich der neuen Kanäle definieren?
Auch der Business-Engineering-Experte Reinhard Jung, Professor an der HSG, verwies auf das ungelöste Problem, wie sich die neuen Informations- und Vertriebskonäle in Geschäftsstrategien und -prozesse integrieren lassen. "Brauchen wir künftig ein Social-Media-Controlling?", so fragte er: "Darüber werden wir uns relativ bald Gedanken machen müssen."
- Google Wave
Googles ambitioniertes Real-Time-Collaboration- und Kommunikations-Protokoll hielt kein Jahr durch, bis es wegen "öffentlicher Gleichgültigkeit" schon wieder vom Markt genommen wurden. Google begründete die fehlende Akzeptanz im Markt damit, dass Wave seiner Zeit voraus sei. Zugegeben: Das Logo war schon cool. - Cuil
Die Suchmaschine, die im Sommer 2008 mit großem Tamtam startete und einen Gegenpol zu Google bilden sollte, verschwand zwei Jahre später heimlich, still und leise durch die Hintertür. Einige ehemalige Google-Entwickler hatten Cuil aus der Taufe gehoben und rühmten ihre guten Suchergebnisse. Wochenlang lieferte sich die Blogosphäre Schlachten um die Relevanz und Irrelevanz von Cuil-Suchergebnissen. Genützt hat die Aufregung schlussendlich nichts - nicht einmal die Möglichkeit, dass sich Cuil-Nutzer über die Suchmaschine direkt beim derzeit übermächtigen Facebook einloggen konnten. - Palm Pre
Auch wenn HP jüngst das Palm Pre 2 auf den Markt geworfen hat, heißt das nicht, dass das Original noch lebt. Das Smartphone erreichte nie überzeugende Verkaufszahlen und kann nur hoffen, mit dem fürs erste Palm neu eingeführten mobilen Betriebssystem WebOS in Zukunft auf einige tollen HP-Tablets zumindest teilweise weiterzuleben. - MySpace
Der einstige Social-Media-Gigant ist nur noch ein Schatten seiner selbst. In den vergangenen zwölf Monaten wurde aus MySpace eher MyGeisterstadt. Die von Medienmogul Rupert Murdoch geführte News Corp. teilte mit, den Kampf gegen Facebook aufgegeben zu haben. Man wolle sich in Zukunft mit einem neuen Web-Angebot auf den Bereich "Social Entertainment" verlegen. Dazu gehörten Musik, Filme, Promis und Games.