Windows XP - die Tools hinter der Kulisse

21.02.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


Richtig Spass macht gpedit im Netz, wenn Microsofts Verzeichnisdienst Active Directory verwendet wird. Hier hat nämlich der Administrator die Möglichkeit, über die Gruppenrichtlinien zentrale Einstellungen vorzugeben, welche eine höhere Priorität als die lokalen Änderungen der Benutzer besitzen, so dass an allen Arbeitsplätzen etwa ein gleiches Umfeld präsentiert wird.

Im Supportcenter von XP verbirgt sich ein IT-Lexikon.
Im Supportcenter von XP verbirgt sich ein IT-Lexikon.

Apropos Netzwerk, hier überrascht XP ebenfalls mit zwei eher unbekannten Neuerungen. So ist in das Betriebssystem die Option implementiert, über herkömmliche Telefonkabel ein LAN gemäß den Spezifikationen der Home Phoneline Networking Alliance (HPNA) zu realisieren - bei Übertragungsraten von 10 Mbit/s. Ein Feature, das in der Praxis aber eher für den US-Markt sowie wirklich sehr kleine Zweigstellen und im heimischen Umfeld interessant ist, da Telefon- und Datenverkehr über die gleiche Leitung gehen. Interessanter ist dagegen, was sich hinter der Fassade von XP in Sachen Wireless LAN getan hat. Das Betriebssystem unterstützt dieses Medium nun direkt und offeriert zwei Betriebsarten: einen "Ad-hoc"-Modus sowie eine Infrastrukturbetriebsart.

Im Ad-hoc-Betrieb fungiert das Funknetz als ein Peer-to-Peer-Verbund, in dem jeder Funk-Computer zu den anderen Rechnern in der Funkzelle eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung unterhält. Im Infrastrukturmodus wird dagegen die Kommunikation über einen Access Point abgewickelt. An dieser Stelle sei noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass beim Betrieb eines solchen Funknetzes bei der Vergabe der Extended Service Set Identifier (Essid) und den anderen Parametern äußerste Sorgfalt angebracht ist. Wer etwa als Essid den Namen "any" verwendet, kreiert ein offenes Funk-LAN und erleichtert so Angreifern die Arbeit.

Dateien verschlüsseln

Eine weitere entscheidene Änderung in puncto Sicherheit verbirgt sich bei Windows XP hinter der Option, unter NTFS Dateien zu verschlüsseln (EFS = Encrypting File System). Im Gegensatz zu Windows 2000 erhält der XP-Administrator nämlich nicht mehr automatisch die Rechte als "Wiederherstellungsagent". Auf der einen Seite ist dies unter Privacy-Aspekten zwar wünschenswert, doch wenn der Anwender seinen privaten Schlüssel verliert, besteht keine Möglichkeit mehr, auf die Daten zuzugreifen. Deshalb ist es eigentlich anzuraten, dem Administrator die entsprechenden Agentenrechte einzuräumen. Ferner gilt es bei EFS, eine weitere Besonderheit zu beachten: Werden verschlüsselte Dateien auf einen Netware-Server kopiert, so entschlüsselt XP die Dateien vor dem Kopiervorgang.

Versteckte Features

• Probleme mit AMD-Prozessoren?

• Das Hilfe- und Support-Center - den Schritt zum Nachschlagewerk verpasst,

• Windows Hosting Script - lokale Aufgaben automatisieren,

• Gruppenrichtlinien - komfortabel, aber versteckt,

• Wireless LAN - zwei Betriebsmodi,

• Encryption File System - Rechtevergabe sollte erfolgt sein,

• XP und Netware-Server - wo wird gemappt?

• Remote Desktop und Remote Unterstützung - was ist was?

In Verbindung mit Netware-Servern wartet auf Anwender, die etwa mobil mit einem Notebook arbeiten, noch eine andere Falle: Werden den Volumes des Netware-Servers unter XP Laufwerksbuchstaben zugewiesen (= Mappen), so stürzen die Office-XP-Applikationen ab, wenn der Rechner keinen Kontakt zum Server hat. Dieses seltsame Phänomen, das eventuell in Zusammenhang mit der Universal Naming Convention (UNC) von XP steht, lässt sich vermeiden, wenn die Laufwerkszuweisungen im Login-Script von Netware erfolgen.

Dank der von Microsoft praktizierten Begriffsverwirrung zwischen "Remote Desktop" und "Remote Unterstützung" liegt häufig auch die Funktion der Terminaldienste brach. Ein Service, den Microsoft unter Windows 2000 Server erstmals einführte und nun auch auf Arbeitsplatzrechnern in abgespeckter Form ermöglicht.

Remoter Zugriff

Im Gegensatz zu der Server-Variante unterstützt XP nur einen Client, der mit den Applikationen des XP-Rechners arbeiten kann. Dabei übernimmt der Client jedoch nicht komplett den Rechner (Remote Control), sondern nutzt nur dessen Applikationen und Daten. Eine Lösung, die derzeit für Client-Systeme unter XP, Windows NT 4.0 sowie die verschiedenen Windows-9x-Derivate erhältlich ist. Spinnt man jedoch diesen Ansatz weiter, so würde es sich anbieten, künftig etwa drahtlosen Surfpads oder PDAs über die Terminalfunktionen Zugriff auf den Rechner zu ermöglichen. Auf diese Weise könnte der Anwender mit seinen gewohnten Programmen und Daten weiterarbeiten, ohne die entsprechenden Applikationen auf den mobilen Endgeräten zu benötigen.