Wie Chefs ihre Mitarbeiter fördern

22.03.2006
Von Gudrun Schulz
Personalentwicklung verbinden viele mit großen Programmen und einer eigenen Abteilung. Dabei können Manager ihre Mitarbeiter jeden Tag direkt fördern, wie das Beispiel einiger IT-Firmen zeigt.

Welcher Chef wünscht sie sich nicht: motivierte Mitarbeiter, die sich überdurchschnittlich einsetzen und eigenverantwortlich Projekte zum Erfolg führen. Nur: Wer ein starkes Team hinter sich haben will, muss auch etwas dafür tun. Personalentwicklung betrachten viele Führungskräfte jedoch als zeitraubende Pflichtübung. "Der größte Fehler in der Personalentwicklung ist, dass sie überhaupt nicht stattfindet. Entweder weil der Vorgesetzte keine Zeit hat, oder weil er der Ansicht ist, sie sei Aufgabe der Personalabteilung", sagt der Frankfurter Personalberater Jochen Gabrisch. Ein Versäumnis, das sich leicht beheben ließe, wie er in seinem Buch "Einfach führen" darstellt. Darin gibt er Tipps, wie sich strategische Personalentwicklung einfach in den Arbeitsalltag integrieren lässt.

Hier lesen Sie...

  • wie sich Personalentwicklung ohne großen Aufwand in den Arbeitsalltag integrieren lässt;

  • welche Rolle Kommunikation für die Motivation spielt;

  • was eine gute Führungskraft ausmacht.

Kleine Fragen steigern die Motivation

Um mit möglichst geringem Aufwand maximale Wirkung zu erzielen, empfiehlt Gabrisch die so genannte Triple-A-Methode, die auf Anerkennung, Anregung und Aufmerksamkeit basiert. Personalentwicklung geht danach weit über das alljährliche Mitarbeitergespräch oder die Auswahl des nächsten Seminars hinaus und ist Teil der täglichen Arbeit. Ein Prozess der kleinen Schritte und Interventionen, in dessen Mittelpunkt die Kommunikation steht. So rät Gabrisch beispielsweise, jeden Tag für zehn Minuten das Gespräch mit einem bestimmten Mitarbeiter zu suchen. Mit Fragen wie "Kommen Sie gut klar?", "Wie läuft das Projekt?", "Wo brauchen Sie Unterstützung?" verschaffe man sich schnell einen Überblick über das aktuelle Geschehen und gebe dem Mitarbeiter das Gefühl, ihn und seine Leistung wahrzunehmen.

Personalberater Jochen Gabrisch: "Führungskräfte sollen jeden Tag ein kurzes Gespräch mit den Mitarbeitern suchen."
Personalberater Jochen Gabrisch: "Führungskräfte sollen jeden Tag ein kurzes Gespräch mit den Mitarbeitern suchen."

Mindestens ebenso wichtig sind transparente Ziele und Visionen: Nur wer weiß, wofür er arbeitet, ist auch bereit, sich überdurchschnittlich zu engagieren. Im Münchner IT-Beratungs- und Softwarehaus Consol gibt es deshalb den "Ältestenrat" aus Vertretern der Geschäftsführung, Projektleitern und Mitarbeitern. Das Gremium trifft strategische Entscheidungen und informiert alle Beteiligten. Der Kommunikationskanal funktioniert auch in die umgekehrte Richtung. Zu den monatlichen Treffen werden jeweils zwei Mitarbeiter als Gäste eingeladen, die das Feedback der Belegschaft in das Gremium tragen und Ideen, Anregungen und Kritik anbringen können.

Net-App-Mitarbeiter sind allzeit bereit

Offen ist auch das Betriebsklima bei Network Appliance. Der Speicheranbieter setzt auf Führung durch Vertrauen und Glaubwürdigkeit. "Unsere Führungskräfte tun, was sie sagen", sagt Ivo Martin, Senior HR Manager Central Europe. Kommuniziert wird auf direktem Weg. Wer Fragen oder Probleme hat, kann sich jederzeit an den Vorgesetzten, den Geschäftsführer oder auch die Personalabteilung wenden. Das Prinzip des "Allzeit bereit" rührt noch aus Gründertagen, in denen sich die Mitarbeiter von NetApp Deutschland bei Problemen selbst nachts um drei zusammentelefonierten. "Dieser Geist ist immer noch lebendig", so Martin. "Auch heute kann ich das Management zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen und um Hilfe bitten. Wer erwartet, dass die Mitarbeiter keinen Nine-to-five-Job machen, muss selbst auch Einsatz zeigen, wenn er glaubwürdig bleiben will."