Security im virtuellen Data Center

Wenn Virtualisierung zum Risiko wird

04.03.2013
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Virtualisierung im Data Center bringt mehr Effizienz. Doch was bedeutet das für die IT-Sicherheit? Wie können RZ-Manager Security-Risiken eindämmen?

Amazon, Ebay, Sony – so mancher IT-Sicherheitsverantwortliche kommt bei diesen Namen ins Schwitzen. Denn ausgerechnet in den für ihre hochgradig virtualisierte und professionelle IT bekannten Unternehmen kam es im letzten Jahr zu schwerwiegenden Sicherheitspannen. Wie kann so etwas passieren? „Bei Amazon war es das nicht gepatchte Betriebssystem eines Windows-Hosts“, weiß Alexander Tsolkas, Partner und Executive Advisor bei der Experton Group. Srinivas Mantripragada, Vice President Infoblox, berichtet vom Hack auf eine virtuelle Maschine, um von dort aus Kryptoschlüssel anderer Maschinen zu stehlen. Von allein sicher sind virtuelle Umgebungen also keinesfalls. Man muss zudem umdenken: „Das früher für physische Maschinen bewährte Sicherheitsmodell gilt nicht mehr“, sagt Georgio Nebuloni, Server-Spezialist bei IDC für die Region EMEA. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass Sicherheitsbedenken gegen hoch virtualisierte Infrastrukturen heute so verbreitet sind. Mit dem Hypervisor gibt es mindestens eine komplett neue Instanz im Gesamtsystem; auf der Hardware drängen sich immer mehr virtuelle Maschinen, die sich auch noch per Knopfdruck migrieren lassen. Hinzu kommen virtualisierte Speicher- und Netzwerkressourcen. Was also tun?

Anwendungen und Betriebssysteme prüfen

An die Sicherheit virtualisierter Umgebungen muss man vor der Implementierung denken. „Wenn ein Unternehmen seine alte Umgebung nicht gut managt, wird es in der virtualisierten nicht besser“, betont Michael Wirth, bei Microsoft Security Architekt im Bereich Services. So empfiehlt es sich, Server gleich zu Anfang auf ein Betriebssystem zu standardisieren und Applikationen, die sich kaum oder nicht patchen lassen, möglichst durch besser wartbare zu ersetzen. Routinen wie Patching sollten auch schon in der alten Umgebung weitgehend automatisiert werden. Schließlich erfolgen die meisten Angriffe noch immer auf einzelne Applikationen mit ihren Schwachstellen – unabhängig davon, ob eine virtuelle Umgebung vorliegt oder nicht.

Anwendungen nach dem Security-Bedarf klassifizieren

„Der Hang der Sicherheitsverantwortlichen, wie früher jedes Fachverfahren auf einen separaten Host zu verlagern, verringert erheblich die Konsolidierungsmöglichkeiten." Wolfram Weber, VMware Solutions Achitekt
„Der Hang der Sicherheitsverantwortlichen, wie früher jedes Fachverfahren auf einen separaten Host zu verlagern, verringert erheblich die Konsolidierungsmöglichkeiten." Wolfram Weber, VMware Solutions Achitekt
Foto: VMware

Als nächstes sollten die vorhandenen Applikationen nach ihrem Sicherheitsbedarf klassifiziert werden. Viele Experten empfehlen, Anwendungen, die sehr unterschiedlichen Sicherheitsklassen angehören, nicht auf demselben Host oder Serverpool zu halten. Doch das ist nicht die einhellige Meinung. Wolfram Weber, VMware Solution Architect, sagt beispielsweise: „Der Hang der Sicherheitsverantwortlichen, wie früher jedes Fachverfahren auf einen separaten Host zu verlagern, verringert erheblich die Konsolidierungsmöglichkeiten. Dabei ließe sich mit den heute vorhandenen Lösungen und Regeln, die man dann aber auch einhalten muss, die nötige Sicherheit durchaus durch logische Trennung erreichen.“ Wählt man getrennte Pools, kann man virtuelle Maschinen schließlich auch nur noch innerhalb ihres Pools oder Clusters verschieben. Wie auch immer ein Unternehmen sich entscheidet: Es sollte wissen, wie viel Sicherheit seine einzelnen Applikationen brauchen und diese Überlegung für jede neu eingeführte Anwendung schon im Vorfeld durchführen.