Weniger Marktplätze machen mehr Geschäft

12.03.2002
Von Christian Zillich

Während die elektronische Angebotsabgabe lediglich einen Wechsel des Kommunikationskanals bedeutet, stellt die Verauktionierung von Bedarfen eine neue Qualität von Geschäftsprozessen dar, die viele Zulieferer überfordert. Große Unsicherheit herrscht vor allem, weil herkömmliche Taktiken nicht mehr anwendbar sind.

Aufgrund der schlechten Erfahrungen, die einige der insgesamt 8000 in der Arbeitsgemeinschaft Zuliefererindustrie organisierten Firmen in der Vergangenheit gemacht haben, hat die Interessenvertretung ein Papier „Fairness für elektronische Marktplätze“ veröffentlicht, das Eckpunkte für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf elektronischen Plattformen auflistet. „Die Liste der hier versammelten Punkte können Sie als Erfahrungsbericht unserer Mitglieder ansehen“, so Klaus Urbat, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Zuliefererindustrie und Vorsitzender des Deutschen Gießereiverbands.

Zu den dort erhobenen Forderungen zählen die Kommunikation klarer Spielregeln, die Einhaltung einer ausreichenden Vorbereitungsfrist und der vereinbarten Auktionsdauer sowie die Verbindlichkeit des Zuschlags. „Es gab einzelne Fälle, wo ein Zulieferer zuerst den Zuschlag erhalten hatte, der Auftrag später jedoch anderweitig vergeben wurde“, so Urbat. Einen Graubereich stelle außerdem die Frage dar, welches Recht bei internationalen Versteigerungen gelte. In der Praxis werde allerdings ohnehin nicht versucht, entsprechende Ansprüche einzuklagen, da betroffene Zulieferer den Kunden nicht komplett verlieren wollten.

Große Zulieferer bleiben gelassen

Große Automobilzulieferer wie die Webasto AG oder Eberspächer sehen das Thema Auktionen bislang gelassen. „In die Marktplatzaktivitäten der Hersteller waren wir bislang kaum eingebunden, weil unsere Produkte auf Grund ihrer Komplexität dafür nur bedingt geeignet sind“, so Klaus Teubner, Sprecher der Eberspächer GmbH & Co.

Auch Wolfgang Scheerer, Leiter E-Business bei Webasto, hält das Thema Auktionen für überbewertet: „Letztendlich geht es um die Nutzung des Internet für die zwischenbetrieblichen Geschäftsprozesse. Auktionen stehen zwar zur Zeit im Fokus des öffentlichen Interesses, spielen aber in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle. Prozentual bewegen sie sich im Verhältnis zum gesamten Transaktionsvolumen meist im einstelligen Bereich.“