Weniger Marktplätze machen mehr Geschäft

12.03.2002
Von Christian Zillich

Für viele Zulieferer stellt sich dagegen die Frage nicht, ob die Teilnahme an Marktplätzen lohnt. Spätestens wenn von einem wichtigen Großkunden die Mitteilung kommt, er werde seinen Einkauf in Zukunft ausschließlich über eine elektronische Plattform abwickeln, hat der Lieferant wenig Spielraum, will er den Geschäftspartner nicht verlieren. Diesem Druck sind insbesondere Zulieferer in Branchen ausgesetzt, wo die Verbindungen von Lieferanten und Herstellern traditionell sehr eng sind.

Handel mit strategischen Gütern nimmt zu

Eine Vorreiterrolle nimmt hier die Automobilbranche ein. Während sich in den meisten Branchen der Online-Handel weitestgehend auf MRO- oder C-Teile beschränkt, die sich in elektronischen Katalogen abbilden lassen, spielt im Fahrzeugbau auch die elektronische Beschaffung von Zeichnungsteilen und Baugruppen über Marktplätze eine zunehmend wichtige Rolle.

Neben den in der Branche ausgeprägten Machtstrukturen, die es den großen Playern erlauben, starken Druck auf ihre Zulieferer auszuüben, wirken sich hier auch die traditionellen Verbindungen zwischen den beteiligten Firmen nachhaltig aus: Viele Unternehmen tauschen auf Grund der hohen Abhängigkeit bereits seit Jahren Daten über EDI-Verbindungen aus, da sich Konzepte wie die Just-in-Time-Fertigung nur über diese enge Integration umsetzen ließen. Zumindest mittelfristig soll die EDI-Kommunikation durch die neuen Plattformen ersetzt werden.

Das Beratungsunternehmen Cell Consulting hat Ende letzten Jahres für eine Studie zur Nutzung von elektronischen Marktplätzen in der Automobilindustrie rund 200 der größten Zulieferer und Hersteller befragt. Dabei gaben 70 Prozent der antwortenden Unternehmen an, bereits Erfahrungen mit elektronischen Marktplätzen gesammelt zu haben.

Eine der dort momentan am meisten genutzten Funktionen ist die elektronische Angebotsabgabe. Ausgewählte Zulieferer erhalten die Information, wo sie die Spezifikationen eines ausgeschriebenen Bedarfs abrufen können, und werden aufgefordert, ein entsprechendes Angebot abzugeben (Request for Quotation). Für die Teilnahme benötigen Zulieferer lediglich Internet-Zugang und Browser. Laut Alexander Nase, Berater bei Cell Consulting, stellt dies heute keine Hürde mehr dar: „Vor zwei Jahren war es durchaus noch problematisch, Zulieferer auf Mitarbeiterebene per E-Mail zu erreichen.“