Warten auf die neue Ära im Mobilfunk

23.01.2004
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Auch Probleme mit dem so genannten Handover, die in Feldversuchen mit UMTS-Netzen auftraten, sind teilweise auf Unterschiede beim Umsetzen der IMT-2000-Spezifikationen zurückzuführen. Das Handover ist das Weiterreichen von Verbindungen und Services. Es ist dann erforderlich, wenn ein Anwender mit seinem Handy von einer Funkzelle in eine andere wechselt oder wenn er während eines Gesprächs oder Datentransfers von einem GSM- oder GPRS-Netz in ein Gebiet mit UMTS-Funkabdeckung wandert.

Experten zufolge kommt es auch immer wieder zu Unverträglichkeiten zwischen Handys und UMTS-Netzinfrastrukturen, weil die Hersteller Kompressionsmodi implementieren, die leicht voneinander abweichen. Schwierigkeiten treten vor allem dann auf, wenn in einem UMTS-Netz Komponenten unterschiedlicher Hersteller eingesetzt werden. Deshalb sind die Netzbetreiber dazu übergegangen, Basisstationen und Vermittlungssysteme aus einer Hand zu beziehen. Vodafone und T-Mobile behaupten mittlerweile, sie hätten die Probleme mit dem Handover im Griff. Hinter vorgehaltener Hand ist jedoch zu hören, dass immer noch Schwierigkeiten auftreten.

Angesichts des Zeitverzugs bei UMTS werden Stimmen laut, die dafür plädieren, 3G quasi zu überspringen und sofort auf 4G-Techniken umzuschwenken. Bis die entsprechenden Netze und Endgeräte verfügbar seien, so ihre Argumentation, könne man sich mit 2,5G-Techniken wie GPRS behelfen. 4G-Netze zeichnen sich durch deutlich höhere Übertragungsraten von bis zu 100 Mbit/s aus. Sie sollen auf der Version 6 des Internet Protocol (IP) aufsetzen; Sprache und Daten werden über diese Infrastrukturen in Form von Paketen transportiert. Im Vergleich zu 2,5G oder 3G unterstützen die Mobilfunknetze der vierten Generation zudem Quality-of-Service-Klassen. Sie sind vor allem für zeitkritische Anwendungen ein Muss, etwa das Übertragen von Bewegtbildern, den Transport von Sprache über IP-Netze (Voice over IP) und die Videotelefonie.

Maßgeschneiderte Benutzerservices

Ein weiteres Merkmal von 4G-Netzen ist, dass sie auf den einzelnen Nutzer zugeschnittene Dienste bereitstellen. Die Grundlage dafür bilden Benutzerprofile. In ihnen ist unter anderem festgelegt, welche Services und Verbindungstypen ein User bevorzugt, welches Endgerät mit welchen Eigenschaften er gerade benutzt und auf welche Weise die Abrechnung der Dienste erfolgen soll. Der Anwender, so die Vision der 4G-Protagonisten, wird sich darauf konzentrieren können, Services zu nutzen. Die Frage, welche Infrastruktur "darunter" liegt oder wie die Dienstleistungen abzurechnen sind, soll ihn nicht tangieren.