Voice over DSL: Sparbüchse oder Sackgasse?

20.12.2001
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Sprache und Daten über eine Leitung übertragen

Kommt das Thema Digital Subscriber Line (DSL) zur Sprache, so denken viele nur an eine günstige Zugangstechnik zum Internet. Doch das Verfahren hat mehr Potenzial, vor allem wenn es sich nicht um eine der ADSL-Spielarten wie etwa den Telekom-Service T-DSL handelt. Nimmt man aber eine der symmetrischen und höherbitratigen Varianten wie SDSL oder SHDSL, so kann über die schnelle Daten-Pipeline auch telefoniert werden. Das dahinter liegende Prinzip ist relativ einfach: Anstatt wie bei T-DSL und anderen ADSL-Varianten das Frequenzspektrum der einfachen Telefonleitung aufzuteilen, um einen Teil für die Sprachübermittlung und den anderen für den Datentransport zu nutzen, wird das gesamte Frequenzband für den Datenstrom verwendet. "Auf diesen Datenstrom wird nun", wie Claus Winhard, Senior Network Consultant bei 3Com, erklärt, "die Sprache aufmoduliert." Eine Vorgehensweise, die unter der Bezeichnung Voice over DSL (VoDSL)

bekannt ist.

Diesen Pluspunkt wissen vor allem amerikanische Carrier zu schätzen, denn diese haben in der Regel für ihre Telefonanschlüsse lediglich zweidrahtige Kabel verwendet. Zwar reicht ein Kupferpaar für die klassische Telefonie und ADSL, höhere Transferraten wie bei SDSL oder SHDSL benötigen jedoch eine eigene Leitung, da die klassische Telefonie auf der gleichen Leitung stört.

In Deutschland gibt es dieses Problem nicht. Die Telekom, beziehungsweise damals die Bundespost, versorgte ihre Telefonanschlüsse in der Regel mit zwei Kupferkabeln. Aufgrund dieser unterschiedlichen Ausgangssituation sieht Karl-Heinz Lutz, Consultant bei Nortel Networks, hierzulande keine Notwendigkeit einer schnellen VoDSL-Einführung.