Web 2.0 im Unternehmen

Virtuelle Teamarbeit setzt sich durch

31.01.2011
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Cloud - nein danke!

Eine zentrale Frage, wenn es allgemein um den Einsatz von Collaboration-Tools geht, ist die nach der Infrastruktur. Soll man diese extern in der Cloud hosten oder doch lieber intern selbst aufbauen? Darüber wurde auch bei Rheinmetall diskutiert: Besonders wichtig bei der Entscheidung für eine interne Lösung waren Bentele die lokale Infrastruktur und die branchenspezifisch hohen Sicherheitsstandards, die eine Cloud-Variante niemals erfüllen könne: "Nach dem deutschen Handelsrecht darf ich gar keine öffentliche Cloud einsetzen, weil ich die Hoheit über wesentliche Geschäftsressourcen meines Unternehmens verlieren würde." Auch Mielke hält nichts von extern gehosteten Lösungen: "Eine öffentliche Cloud kommt für DB Training aus Sicherheitserwägungen heraus nicht in Frage. Wir könnten in Zukunft aber darüber nachdenken, ob wir bei unserer Größe nicht selbst demnächst eine private Cloud für unsere Applikationen hosten."

Rheinmetall-CIO Markus Bentele hält nichts von Collaboration aus der Cloud. (Foto: Joachim Wendler)
Rheinmetall-CIO Markus Bentele hält nichts von Collaboration aus der Cloud. (Foto: Joachim Wendler)

Indem die Anwender ihre Infrastruktur intern betreiben, können sie aber noch nicht deren Missbrauch für private Zwecke verhindern. Deshalb bedient sich Rheinmetall redaktioneller Workflows, in deren Rahmen die Mitarbeiter-Postings von Dritten freigegeben werden müssen. "Die Anwendung eines Wikis, wie wir es aus dem Internet kennen, hätte durch sein anarchisches Umfeld im Unternehmen keinen Sinn. Sehr wohl können wir aber die Funktion Wiki mit Berechtigungen und Freigabe-Workflow hervorragend im Business-Kontext einsetzen", verteidigt Bentele die Web-2.0-Strategie des Konzerns. "Nach meiner Wahrnehmung steigt die Effizienz durch diese Werkzeuge sehr. Sie machen Projektteams flexibler und stellen auch Teams mit häufig wechselnden Mitarbeitern vor weniger Probleme", resümiert der Corporate CIO.

Intern oder extern?

Dass der Einsatzzweck die Verwendung von Collaboration-Werkzeugen maßgeblich beeinflusst, sieht auch Christoph Hecker, Geschäftsführer des CIOcolloqiums, so. Er ist verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung und die Arbeitsformate auf den Tagungen des CIO-Netzwerks und setzt dabei bereits verstärkt auf den Web-Konferenz-Dienst Adobe Connect. Die für Hecker zentrale Frage ist die der Abgrenzung der unternehmensinternen Verwendung von der Sichtbarkeit der Tools nach außen: "Was will ich mit den Tools? Verwende ich sie nur zur internen Abstimmung von Dokumenten? Oder will ich sie auch zur Kommunikation mit externen Mitarbeitern und Kunden benutzen und die Software in alle meine Arbeitsprozesse integrieren?" Im letztgenannten Fall seien kollaborative Web-2.0-Tools wegen ihrer Offenheit durchaus mit Vorsicht zu genießen.

Auch Mielke empfiehlt, vor dem Einsatz von Collaboration-Tools grundsätzlich nachzudenken. Vor allem im Bereich Wissens-Management müsse nicht vom Werkzeug, sondern von den Mitarbeitern her überlegt werden: "Wir haben die Kollegen gefragt, wie bei ihnen unscharfes Suchen stattfindet. Recherchieren Sie eher Personen, Themen, Projekten, Kunden oder Unternehmenseinheiten?" Erst danach habe man sich für ein Wiki entschieden, weil es die Anforderungen der beteiligten Mitarbeiter am besten erfüllen konnte.