Industrie 4.0

Vernetzen und Kooperieren

20.03.2017
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die Digitalisierung katapultiert klassische Industrieunternehmen in eine neue Dimension – alle Maschinen sind untereinander vernetzt, Roboter übernehmen die Produktion.

Unterhalb des Artikels finden sie die Broschüre "Arbeitswelt 2020 - Die Jobs der Zukunft" zum kostenlosen Download.

Alle sprechen von Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT), schwärmen davon, wie es die Industrie in eine neue Dimension katapultiert. Doch fragt man die Ingenieurin Anne Düll, wie sich ihr Arbeitsumfeld mit der Digitalisierung und den neuen Entwicklungen verändert hat, antwortet sie gelassen. "Ingenieure beschäftigen sich immer mit neuen Technologien und Trends, das ist das Besondere an unserem Beruf", sagt die 37-Jährige. Seit ihrem Studienabschluss 2004 in Technischer Informatik (Ingenieur-Informatik) arbeitet sie als Lösungsingenieurin für Industrie 4.0 am Bosch-Standort Homburg im Saarland.

Für Anne Düll, Ingenieurin bei Bosch, hat sich mit Industrie 4.0 wenig verändert. "Es ist wichtig, dran zu bleiben, sich weiterzubilden und die vielen Möglichkeiten von Netzwerken und Social-Media-Plattformen zu nutzen."
Für Anne Düll, Ingenieurin bei Bosch, hat sich mit Industrie 4.0 wenig verändert. "Es ist wichtig, dran zu bleiben, sich weiterzubilden und die vielen Möglichkeiten von Netzwerken und Social-Media-Plattformen zu nutzen."
Foto: Bosch

Programmiersprachen und Software-Systeme veränderten sich zwar, doch die Herausforderung, an innovativen Lösungen zu arbeiten bleibe gleich. Allerdings räumt Düll ein, dass die technischen Tools heute komplexer sind und sie ganz neue Schnittstellen schaffen muss. "Wenn die Geschäftsprozesse digital werden, müssen bisher abgegrenzte Tools über Sensoren und spezifische Schnittstellen miteinander vernetzt werden, Kunden möchten über eine App Daten abrufen und Anlagen steuern", erklärt die Ingenieurin.

Anne Düll tüftelt beispielsweise in einem Projekt gemeinsam mit Kunden an Applikationen, wie sich Baumaschinen steuern lassen. Auch das Projekt,anagement veränderte sich seit ihrem Berufseinstieg, als Software noch nach dem Wasserfallmodell entwickelt wurde. Damals zogen sich die Entwickler zurück und schrieben die Software, testeten sie und stellten das fertige Produkt dem Kunden vor. Inzwischen nutzen Düll und ihre Kollegen agile Projektmanagement-Methoden, sie entwickeln früh Prototypen und arbeiten eng den Kunden zusammen. Das schafft mehr Flexibilität und Nähe zum Kunden und dessen Wünschen. "Ich arbeite in einem spannenden Umfeld, ich kann die Software-Architektur mitgestalten", erklärt Düll.

"Bosch Connect" verbindet alle Mitarbeiter weltweit

Düll arbeitet am Standort Homburg im Saarland, doch über die interne Plattform "Bosch Connect" ist sie mit allen Bosch-Mitarbeitern weltweit verbunden. Als sie kürzlich über eine App für einen Kunden nachdachte, teilte sie ihre Ideen im Netzwerk. Schnell meldeten sich Kollegen aus dem Center of Competence von Bosch in Nordamerika, die auch zu Themen wie User Experience geforscht und Applikationen entwickelt hatten. "Die Kollegen hatten sich schon damit beschäftigt und Teile der Applikation entwickelt. Meine Ideen integrierten sie als weiteres Feature. Wir mussten nicht von vorne beginnen, sondern können die bereits entwickelte App verwenden. Die App ist so viel schneller fertig als gedacht", erzählt Düll.

Die interne Community nutzt Anne Düll auch zur persönlichen Weiterbildung; sie tauscht sich mit Kollegen im weltweiten Netzwerk aus und weiß so, was im Unternehmen los ist und an welchen Projekten andere arbeiten. Konferenzen, Tagungen und Messen, auf denen es um moderne Steuerungssysteme geht, stehen ebenfalls in ihrem Kalender. "Ich bilde mich regelmäßig weiter", sagt Düll. Zu ihrem persönlichen Curriculum zählen auch MOOCs (Massive Open Online Courses) sowie Publikationen. Außerdem engagiert sich die Ingenieurin in verschiedenen Arbeitskreisen und vernetzt sich mit anderen über das Social-Business-Netzwerk Bosch Connect. Auch über die sozialen Medien tauscht sie sich aus.

Um kleineren und mittleren Unternehmen einen komfortablen Weg in die Digitalisierung zu ebnen entwickelte Bosch-Rexroth die als Open Source verfügbare Maschinensprache PPMP (Production Performance Management Protocol). Damit lassen sich Sensor-Daten schnell und einfach an die Hersteller der Produktionssysteme übertragen. Große und kleinere Unternehmen können ihre Produkte somit schneller integrieren, um die Chancen von Industrie 4.0 nutzen zu können. "Deshalb arbeite ich auch an Standardisierungen von Schnittstellen mit", sagt Düll.

Für Anne Düll hat sich mit Industrie 4.0 wenig verändert. "Es ist wichtig, dran zu bleiben, sich weiterzubilden und die vielen Möglichkeiten von Netzwerken und Social-Media-Plattformen zu nutzen", erklärt die Ingenieurin.

Industrie 4.0 und Internet of Things

Hinter dem Schlagwort Industrie 4.0 verstehen Experten intelligente Produktionen, bei der Mensch und Maschine zusammenarbeiten und voneinander lernen sowie den Informationsaustausch zwischen Maschinen. Andere sehen darin mehr, nämlich die vierte industrielle Revolution, die unsere Art zu Arbeiten und zu Leben komplett verändern wird. Dazu passt ein weiterer, damit eng verknüpfter Trend, nämlich das Internet of Things (IoT, Internet der Dinge), was die zunehmende Vernetzung von Geräten und Sensoren über ein IP-Netz umschreibt.

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