VC-Firmen entdecken das Risiko

13.03.2002
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Struktur der Exitkanäle: Nur acht von 1146 Unternehmen wurden 2001 an die Börse gebracht. ein Drittel der Beteiligungen entwickelte sich dagegen zum Totalverlust.   Quelle: BVK
Struktur der Exitkanäle: Nur acht von 1146 Unternehmen wurden 2001 an die Börse gebracht. ein Drittel der Beteiligungen entwickelte sich dagegen zum Totalverlust.   Quelle: BVK

Mit einem Investmentvolumen wie 1999 bewegten sich die deutschen VC-Gesellschaften im vergangenen Jahr ungefähr auf dem Niveau ihrer europäischen Kollegen. Laut den jüngsten Zahlen des europäischen Venture-Capital-Verbands EVCA sank die Summe des europaweit im Jahr 2001 investierten Kapitals um 23 Prozent von 15 Milliarden auf 11,5 Milliarden Euro ab.

Patrick Meininger (Wellington Partners): "Bewertung ist eine Kunst und keine Wissenschaft."
Patrick Meininger (Wellington Partners): "Bewertung ist eine Kunst und keine Wissenschaft."

Angesichts der ernüchternden Zahlen im Spiegel von Abschreibungen, Entlassungen sowie Firmenpleiten hat sich inzwischen unter den Kapitalgebern ein Sinneswandel vollzogen. Nicht mehr nur die vermeintlichen Chancen werden hervorgehoben, stattdessen besinnen sich die Geläuterten zunehmend auf die Gefahren ihrer Investitionen. Diese gelte es breit zu streuen, „Risikodiversifizierung“ hat „Gewinnmaximierung“ als VC-Schlagwort abgelöst.

Dass allein durch organisatorische Maßnahmen das VC-Geschäft weniger riskant wird, leuchtet ein. Den Erfolg einer Beteiligung garantieren solche Schritte jedoch keinesfalls. Auch wenn sich die Wagniskapitalgeber in punkto Einschätzung und Bewertung junger Unternehmen und Business-Modelle nun besonnener geben - die Prognose des Marktwertes bleibt nach wie vor ein heikles Unterfangen: "Bewertung ist eine Kunst und keine Wissenschaft", bringt es Wellington-Mann Meininger auf den Punkt.

Dennoch müssten sich die Gesellschaften ihre Bewertungskriterien sorgfältiger überlegen. „Die VCs sollten sich dabei nicht nur auf die Technologie konzentrieren, sondern insbesondere auch analysieren, ob ein Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen wirklich dringende Kundenbedürfnisse anspricht“, rät Waldemar Jantz, Partner bei Target Partners. Nicht zuletzt sei auch die finanzielle Situation der Zielkunden einer Firma ein entscheidender Faktor bei der Beurteilung.