Kununu, Jobvoting.de etc.

Unternehmen nutzen Job-Lästerportale zum Anwerben neuer Mitarbeiter

22.07.2013

Finanzierung durch Werbung und Bezahl-Pakete

Jobvoting finanziert sich nach eigenen Angaben neben Werbeeinnahmen vor allem aus solchen Bezahl-Paketen. Konkrete Zahlen will das Portal nicht nennen. Betreiber Ronny Skrzeba verrät aber: "Die Umsätze sind fünfstellig, der Gewinn positiv."

Dass sich Firmen den Auftritt auf solchen Seiten durchaus etwas kosten lassen, verwundert nicht: Inzwischen liest jeder vierte Internetnutzer Bewertungen von Arbeitgebern im Netz, wie eine Studie des Branchenverbands Bitkom ergab. Zwei Drittel von denen, die dabei tatsächlich den Job wechseln wollten, ließen sich demnach durch die Bewertungen beeinflussen.

Siemens auf Jobvoting.de
Siemens auf Jobvoting.de

Manche Firmen schießen dabei aber auch übers Ziel hinaus - und schönen die Einträge, um besser wegzukommen, wie Social-Media-Experte Henner Knabenreich sagt. Knabenreich berät Unternehmen beim Personalmarketing im Netz und hat dabei hinter vorgehaltener Hand von den zweifelhaften Praktiken gehört. "Man kann da definitiv ins Fettnäpfchen treten", warnt er. "Das ist kaum glaubwürdig."

Wer auf Lästerportalen Fachkräfte locken wolle, müsse anders vorgehen. "Es gibt ganz viele Mitarbeiter, die einem Unternehmen loyal ergeben sind", sagt Knabenreich. "Die muss man versuchen zu erreichen."

Ebenso wie Cafés oder Friseure ihre Kunden und Bewertungen im Netz bitten, gibt es derzeit etwa bei Siemens Überlegungen, nach Bewerbungsgesprächen aktiv auf Bewertungsportale hinzuweisen. "Die Portale spielen zunehmend eine Rolle", sagt ein Siemens-Sprecher. "Es ist ein weiterer Kanal, um Kontakt mit potenziellen Bewerbern aufzunehmen." Auch offene Stellen hat der Elektroriese auf Kununu ausgeschrieben.

Immer wieder gibt es allerdings auch Firmen, die die öffentliche Kritik nicht so gern sehen. "Löschanträge bekommen wir einige", sagt Kununu-Sprecherin Frast. Angenommen werde aber kein einziger. "Da sind wir unbestechlich." (dpa/mb)