Unsere Innovationsförderung ist veraltet

07.09.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Dieter Rombach, Fraunhofer IESE: "In unseren Schulen unterrichten Geistes- und Naturwissenschaftler, nicht Ingenieure."
Dieter Rombach, Fraunhofer IESE: "In unseren Schulen unterrichten Geistes- und Naturwissenschaftler, nicht Ingenieure."

Umso wichtiger ist eine vernünftige staatliche Förderungspolitik. Allerdings muss sich nach Ansicht der Wissenschaftler und Unternehmer die derzeitige Praxis ändern: "Die jetzige Förderung unterstützt das Vertikaldenken", konstatierte Rombach. Sinnvoller wäre es seiner Ansicht nach, staatliche Gelder an eine übergreifende Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft zu koppeln. Das bedeute gleichzeitig, nicht Firmen, sondern Projekte zu unterstützen.

Mit diesem Vorschlag stieß der Fraunhofer-Professor auf die Zustimmung seines Standeskollegen Broy. Die Verantwortlichen für die Fördermittel sollten sich vor allem eine Frage stellen: Aus welchen Gebieten wollen wir in fünf oder zehn Jahren einen wesentlichen Teil unserer Wirtschaft ziehen? "Das würde auch den Schülern helfen, sich für eine Ausbildung zu entscheiden." Im Gegensatz zu den Politikern klagen die IT-Professoren über schwindende Absolventenzahlen in ihrem Fach. Rombach macht auch Versäumnisse in der vorakademischen Ausbildung dafür verantwortlich: "In unseren Schulen unterrichten Geistes- und Naturwissenschaftler, nicht Ingenieure."

Einen viel beachteten Vorschlag brachte schließlich der IDS-Gründer Scheer ins Spiel. Er nannte es das "Hundert-mal-hundert-Programm" (siehe Kasten). Dessen Ziel sollte es sein, 100 Hightech-Unternehmen auf einen Umsatz von 100 Millionen Euro im Jahr zu bringen. Wie Scheer erläuterte, müssten beispielsweise Fördergelder für größere Unternehmen an die Einbindung kleiner Startups gebunden sein. Auch zum internationalen Marketing könnte der Staat beitragen: "Warum nimmt der Kanzler nicht die Geschäftsführer von Kleinunternehmen mit nach China - statt immer die Vertreter von Siemens?"