House of IT

"Uns liegt daran, die Silos aufzulösen"

30.04.2012
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

"Das kann globale Bedeutung bekommen"

Warum ist das eine auf Hessen begrenzte Initiative? All Ihre Ziele gäben ja auch überregional Sinn.

Saebisch: Wir stellen hier als Landesregierung eine Vernetzungsplattform zur Verfügung, die sich nicht nur an hessische Unternehmen richtet. Es ist eine regional geborene Initiative, die eine nationale und eine, ich sage ganz bewusst: globale Bedeutung bekommen kann. Wir haben beispielsweise bereits eine Kooperation mit einer israelischen Uni. Hier sind also keine Grenzen gesetzt. Ein Cluster kann man nicht an Ländergrenzen festmachen.

Streibich: Als internationales Unternehmen wissen wir: Man braucht bei der Entwicklung einer Infrastruktur einen langen Atem. Das ist über Quartalsergebnisse nicht messbar. Man darf jetzt nicht ungeduldig sein, sondern muss kontinuierlich dabei bleiben und es als Evolution der Region betrachten. Die Software AG will hier eine Rolle spielen.

Auch im Bitkom-Präsidium nehmen wir uns vor, dass die Cluster weiterentwickelt werden und untereinander kommunizieren. So wird es einen überregionalen Cluster-Kongress geben, um diese Vernetzung zu fördern. Wir wollen im nächsten Schritt auch mit unseren europäischen Kollegen zusammenarbeiten.

Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte des House of IT?

Saebisch: Wir bauen auf drei Säulen auf: dem Wissenstransfer, zu dem die Unis einen angemessenen Beitrag leisten müssen, zweitens Weiterbildung und Lehre - vor allem auch interdisziplinär - und schließlich als Drittes Unternehmensgründung und Wachstum. Wir wollen, dass kleine und mittlere Unternehmen profitieren.

Wo legen Sie den technischen Fokus? Wollen Sie entlang der Infrastruktursoftware der Software AG oder der Business-Applikationen von SAP die Ökosysteme ausbauen?

Streibich: Die thematischen Felder sind klar umrissen. Wir haben in der TU Darmstadt das Center for Advanced Security Research Darmstadt (Cased), das in Deutschland wahrscheinlich größte Competence Center zur IT-Sicherheit. Dieses Feld ist also besonders wichtig. Das gleiche gilt für Unternehmenssoftware: Wie gelingt es, heterogene Software spielend zu integrieren? Ein großes, breites Feld, auf dem wir arbeiten.

Natürlich wollen wir auch mit den Leuchtturmprojekten, die im House of Finance und House of Logistics and Mobility aufgesetzt wurden, zusammenarbeiten. Und schließlich wird uns das Internet der Zukunft als Querschnittsthema interessieren. In diesen Bereichen werden sich die Projekte abspielen. Es wird kein Schwerpunkt auf Consumer-Produkten liegen, weil Deutschland hier nicht ganz vorne dabei ist. Unsere Stärken liegen in den Bereichen IT-Sicherheit, Infrastruktursoftware, Internet der Dinge etc. Da möchten wir ganz vorne mitmischen.

Saebisch: Hessen ist eine der stärksten Mobilitäts- und Logistikregionen in Europa. Wir wollen unsere Stärken weiter ausbauen. Schenker zum Beispiel kommt jetzt mit seiner Konzernzentrale nach Frankfurt. Das hat natürlich seinen Grund…

Streibich: Wir werden nicht die 126. Basisforschung betreiben, sondern Mehrwert schaffen durch ein besseres Verständnis untereinander. Beispielsweise bestünde der Kontakt, den Staatssekretär Saebisch und ich haben, ohne das House of IT so nicht. Jetzt reden wir über Produkte, Kongresse, Förderungsmöglichkeiten, Innovationen - das ist unglaublich erfrischend.