Hardware aus Deutschland

Und es geht doch!

06.10.2005
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Ein Unternehmen, das bereits seit einiger Zeit mit „Made in Germany“ wirbt, ist Fujitsu Siemens Computers. Der Anbieter hat eine ungewöhnliche Fertigungstiefe und ist der einzige Hersteller, der in Deutschland auch eine Mainboard- Entwicklung und -Produktion unterhält. Im Endkundengeschäft platziert Fujitsu Siemens den „Deutschland-PC“, der zu einem großen Teil Komponenten aus heimischer Fertigung enthält. Zudem wird laut Peter Eßer, Executive Vice President Volume Products and Supply Operations, fast die gesamte Produktpalette in den nationalen Standorten auf Basis importierter Barebones assembliert. Für die Endmontage vor Ort gibt es gute Gründe, so der Manager: PCs brauchten von der Fabrik in Asien bis nach Deutschland sechs bis acht Wochen. Die zeitnahe Lieferung der Individualkonfigurationen an die Kunden sei auf diesem Weg nicht machbar. Zudem würden Währungsschwankungen, das Veralten von Komponenten oder tagesabhängige Preisvarianzen das geschäftliche Risiko deutlich erhöhen.

Auch für Eßer kommt in absehbarer Zeit keine Abwanderung nach Osteuropa oder andere Länder in Betracht: „Wir vergleichen die verschiedenen Länder regelmäßig. Bei den Gesamtkosten liegen wir in Deutschland gut.“ Politische Unsicherheiten und der Logistikaufwand machen die Auslagerung kaum rentabel: „Man muss immer die ganze komplette Supply-Chain überschauen. Kosten sind nicht nur Stundenlöhne.“ Ein wichtiger Punkt für Eßer ist auch die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und den Geschäftspartnern.
Immerhin seien sehr viele Arbeitsplätze von der hiesigen Produktion direkt und indirekt abhängig. „Wegen kleiner Gewinnoptimierungen darf man das nicht aufs Spiel setzen“, betont Eßer. Das gelte nicht zuletzt für ein Unternehmen, das wie Fujitsu Siemens vorwiegend auf dem Binnenmarkt aktiv ist.

Von der Politik würde sich Eßer etwas mehr Engagement für die heimischen Hersteller wünschen: „Die öffentliche Hand tut bei ihren Ausschreibungen zu wenig für die hiesigen Anbieter“, kritisiert der Manager die gängige Vergabepraxis. „Hier wird ,nach Kilopreis‘ ausgeschrieben. Gesamtkostenbetrachtungen über den Lebenszyklus der Produkte mit der Betrachtung von Faktoren wie zum Beispiel Service werden nur sehr selten gemacht.“

Kaum eine Chance auf Auslagerung haben kleinere Unternehmen. Durch ihre relativ geringen Stückzahlen findet sich nur schwer ein Fertiger in Asien, selbst wenn eine Verlagerung der Produktion erwünscht wäre. So etwa beim Notebook- Hersteller Xeron GmbH in Erding. Rund 20 Mitarbeiter assemblieren in dem oberbayerischen Unternehmen Notebooks auf der Basis zugekaufter Barebones, wie Inhaber Wieland Heß erläutert.

Differenzierung ist wichtig

Heß hat das Unternehmen im März 2005 von den Vorbesitzern übernommen. Den Preiskampf mit den großen Handelsmarken will der ehemalige Alcatel-Manager nicht aufnehmen. Die Notebooks sollen sich durch individuelles Design und Mehrwerte in Form von Software und Service differenzieren. Die Mitarbeiter am hiesigen Standort sind für Heß dafür unverzichtbar: „Erst der hohe Wissensstand und die Motivation machen das möglich.“

Expansion geplant

Besonders betont der Xeron-Chef die Vorteile mittelständischer Strukturen. „Durch die direkte Kommunikation und die kurzen Wege im Unternehmen können zum Beispiel Auftragsspitzen kurzfristig bearbeitet werden. Ungefähr 90 Prozent der Mitarbeiter ziehen mit, wenn die Auftragslage Mehrarbeit verlangt. Das geht bei einer Fertigung in Osteuropa nicht so ohne weiteres.“

So stellt sich auch Heß klar hinter die Fertigung in Deutschland. Zwar sei die Expansion des Unternehmens in andere Länder wie Italien oder die Tschechei geplant, doch werde Xeron dort nicht produzieren. Heß will vielmehr mit hochpreisigen Geräten dort Märkte und Käufer erschließen. „Sicher werden wir da einen Marktanteil von unter einem Prozent haben.
Aber für ein Unternehmen unserer Größe reicht eine so kleine Zielgruppe aus.“

Jan Schulze ist freier Journalist in Erding bei München.