UMTS: Jetzt geht's erst richtig los

16.03.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Von der in Deutschland verbreiteten Gewohnheit, Geschäfts- und Privatkunden durch subventionierte Preise zu binden, werden die Anbieter wohl nur schwer abweichen können, wollen sie ihre UMTS-Services pushen. Um möglichst schnell eine große Dichte an 3G-fähigen Endgeräten im Markt zu erreichen, die datenintensive Anwendungen wie Videotelefonate überhaupt erst ermöglichen, müssen die Netzbetreiber zumindest den Absatz der relevanten Telefone finanziell fördern.

Hoffnungsträger HSDPA

Große Hoffnungen der Provider, den Konsum von Datenservices zu forcieren, ruhen auf dem bei realistischer Betrachtung 1 Mbit/s schnellen Übertragungsstandard High Speed Downlink Packet Access (HSDPA), einer Art Turbo-UMTS. Die Nachrüstung der Netze mit HSDPA, die wahrscheinlich schon kommendes Jahr erfolgt, ist für die Mobilfunker von größter strategischer Bedeutung. Mit der neuen Technik können sie einen schnellen, kabellosen Zugang zum Internet realisieren und damit eine annähernd adäquate, breitbandige Alternative zum DSL-Festnetznetzanschluss anbieten. Erste Angebote in Sachen mobiler Internet-Access haben O2 mit "Surf@home" und Vodafone mit "Zuhause Web" schon jetzt auf der CeBIT vorgestellt.

Turbo-UMTS

High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) ist eine evolutionäre Weiterentwicklung von UMTS, die im Download theoretisch eine Transferrate von 14 Mbit/s erlaubt. Da in der Realität aber keine Laborbedingungen vorherrschen, wird die tatsächliche Übertragungsgeschwindigkeit von Experten maximal auf 3 Mbit/s eingeschätzt, in der Regel soll sie bei 1 Mbit/s liegen. Der Standard wird derzeit definiert und soll Ende des Jahres endgültig verabschiedet werden. Die Leistungsfähigkeit von HSDPA resultiert aus verbesserten Modulations- und Codieralgorithmen.

Damit sich die hohen Investitionen in UMTS überhaupt rechnen können, wird viel von der Flexibilität der Lizenznehmer abhängen. Einiges spricht dafür, die Netztechnik so schnell wie möglich einer breiten Masse durch Endgeräte und günstige Tarife zugänglich zu machen, anders als bei der zweiten Mobilfunkgeneration GSM geschehen. Die Marktforscher sind zumindest, was den Absatz von UMTS-Endgeräten betrifft, optimistisch. Nach Ansicht von IDC soll der Anteil der in Westeuropa verkauften 3G-Telefone in diesem Jahr bereits 13 Prozent des Gesamtmarktes betragen. Eine von Handy-Hersteller Nokia in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 2005 weltweit rund 70 Millionen UMTS-Geräte über den Ladentisch gehen. Auch beim Datenumsatz sieht es den Finnen zufolge gut aus. Sie rechnen bis 2008 mit einem internationalen Volumen von 160 Milliarden Euro. Derzeit macht das Datengeschäft der weltweit 30 größten Netzbetreiber zusammen nur 7,5 Milliarden Euro aus.

O2 Germany

Mit "Surf@home" stellt O2 auf der CeBIT ein Produkt vor, das Kunden den funkgestützten Web-Zugriff via UMTS mit sechsfacher ISDN-Geschwindigkeit ermöglicht und in Verbindung mit "O2 Genion" den Festnetzanschluss komplett ersetzt. Ein Modem stellt dabei über UMTS die Verbindung zum Internet her und übernimmt die Funktion der klassischen Telefondose. Es besitzt eine WLAN-Schnittstelle, die den Betrieb mehrerer Notebooks und PCs erlaubt. Außerdem bietet O2 derzeit die "Laptop Card UMTS/ GPRS" zu günstigeren Konditionen an. Bei Abschluss eines 24-Monats-Vertrags entfällt drei Monate der Preis für die gebuchten Datenpakete. (Computerwoche.de berichtete)