UMTS erfordert Umdenken beim Billing

09.08.2001
Von Sabine Ranft

Pauschalgebühren dagegen sind weit verbreitet und werden von Benutzern in der Regel gut akzeptiert. Sie gelten jedoch als unprofitabel für die Anbieter. So hat beispielsweise die Telekom-Tochter T-Online im März ihre Internet-Flatrate abgeschafft, nachdem sie einen großen Teil der Verluste im Geschäftsjahr 2000 darauf zurückgeführt hatte. Auch die Finanzierung über Anzeigen hat für Internet-Service-Provider (ISPs) in der Vergangenheit nie wirklich gut funktioniert: Die Einnahmen flossen nicht wie erwartet. Die derzeitige wirtschaftliche Flaute in der Branche hat die Lage weiter verschärft.

Da die künftigen Mobiltelefone nicht nur Sprache übertragen sollen, erfordern sie neue Formate für die Verbindungsdaten. In der Festnetztelefonie enthalten diese Call-Detail-Records (CDRs) Informationen über Dauer des Gesprächs und Standorte der Teilnehmer. In der Mobiltelefonie werden künftig CDRs für Sprache und Daten benötigt. Für die so genannten IP-Detail-Records (IPDR) wird derzeit ein Standard entwickelt. IPDR hat Fortschritte gemacht, aber was daraus wird, ist bisher unklar - zumal nicht alle Hersteller die Initiative unterstützen. Jonathan Cooper, Senior Director Alliances & Marketing für Europa, den Mittleren Osten und Afrika (Emea) bei Portal Software, fürchtet, dass IPDR kein Erfolg beschieden sein wird. Der Standard, so kritisiert er, benötige zu viele verschiedene Daten - abhängig vom Service.

Für die Hersteller ist die Unsicherheit, welche Abrechnungsmodelle sich durchsetzen werden, das größte Problem. Daher beziehen kleinere Anbieter meist eine abwartende Haltung, während große Produzenten versuchen, möglichst viele verschiedene Billing-Varianten abzudecken, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Unterschiedliche Billing-Systeme als Ergebnis von Fusionen und Übernahmen komplizieren die Lage zusätzlich.

Vodafone rechnet GPRS ab

Bei der Bewältigung dieser Schwierigkeiten haben derzeit nach Ansicht von Scholz skandinavische Kommunikations-Provider die Nase vorn, gefolgt von britischen und italienischen Betreibern. Auch größere US-Carrier bereiten sich auf GPRS- und UMTS-Billing vor (GPRS = General Packet Radio Service). In Deutschland hat sich E-Plus für Semas "Semavision BSCS" entschieden. Vodafone UK setzt auf Portals "Infranet" für GPRS und UMTS.

Vodafone nutzt in Großbritannien zurzeit zwei verschiedene Techniken: eine selbst entwickelte Lösung für GSM und "Infranet", das für GPRS-Billing eingesetzt wird. "Wir versuchen, netzunabhängige Lösungen zu verwenden", kommentiert Malcolm Dunn, IT-Executive Provisioning & Billing Systems bei Vodafone. Infranet ist seit Anfang April in Betrieb, aber das bearbeitete Volumen ist noch recht gering. Zuvor fanden Tests statt. "Wir adressieren derzeit hauptsächlich Geschäftskunden", berichtet Dunn. "Später wollen wir auch Dienste für kleinere Firmen und Consumer einführen."