Teamarbeit - der große Mythos

12.09.2002
In einer Studie der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft wird das Hohe Lied der Teamarbeit gesungen. In anderen Studien geben Manager zu, dass nur wenige Leistungsträger den Erfolg eines Unternehmens fördern. Der Rest sind Trittbrettfahrer. Ist Teamarbeit lediglich ein überstrapazierter Begriff?

Ohne Teamarbeit scheint in vielen Unternehmen nichts mehr zu laufen. In der Studie der Akademie für Führungskräfte, Bad Harzburg, gaben 95 Prozent von 376 befragten Managern an, in kurzfristig zusammengesetzten Teams zu arbeiten. 83 Prozent verstehen ihre gesamte Abteilung als Team. Auch der Teamglaube ist ungebrochen: 97 Prozent der Führungskräfte arbeiten gern zusammen, nur knapp drei Prozent „weniger gern“.

Während die Akademie-Studie bei deutschen Managern eine große Begeisterung für Teamarbeit registriert, sind die Vorzüge der Kollektivarbeit alles andere als bewiesen. Fredmund Malik, Verwaltungspräsident des Management Zentrums in Sankt Gallen (MZSG), hat seine eigene Auffassung von Teamarbeit: „Gut durchdachte Arbeitsteilung und strikte Disziplin - das macht die Gruppe zum Team, aber das Gegenteil wird praktiziert.“

Seit Jahren kritisiert Malik die „unnötige Idealisierung und Heroisierung“ von Teams. Seiner Meinung nach existieren sehr allgemeine und undifferenzierte Vorstellungen von Teamarbeit. So würden Personalverantwortliche in ihren Stellengesuchen gedankenlos den Hinweis auf Teamarbeit übernehmen: „Ich habe etwas gegen Personaler, die das alles glauben“, schimpft Malik. Die wahrhaft bahnbrechenden Ideen kämen von Einzelnen, die sich von der Gruppendisziplin oft ausgebremst fühlen: „Mitarbeiter, die wirklich gut sind, brechen aus Teams aus, weil sie sie als langweilig und langsam empfinden.“

Auch der Wegbereiter der Teamarbeit, Peter Drucker, emeritierter Professor für Management der Claremont University in Kalifornien, macht mittlerweile Einschränkungen und erklärt, dass Einzelleistungen die Unternehmen voranbringen.

Unklare Zuständigkeiten führen zu Konflikten