Teamarbeit - der große Mythos

12.09.2002

Da die notwendigen Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse der Teamarbeit aber zu Missverständnissen und Ärger führen können, entstehen neuartige soziale Belastungen. Auch der oft beschworene Zusammenhalt einer Gruppe zahlt sich nicht so aus, wie viele Führungskräfte meinen. So fand Günter Müller, Professor im Fachbereich Psychologie des Arbeits- und Sozialverhaltens an der Universität Koblenz-Landau, in einer Untersuchung von Projektgruppen heraus, dass es für die Leistung des gesamten Teams kaum von Bedeutung ist, ob sich Mitarbeiter gegenseitig helfen oder füreinander einspringen. Viel entscheidender sei das Know-how, mit dem die Einzelnen in der Gruppe agieren.

Das gilt auch für hochkarätige Führungsteams. Der amerikanische Gruppenforscher und Unternehmensberater Jon Katzenbach bilanzierte in der „Harvard Business Review“, dass ganze Führungsetagen einer „Armee von Gurus“ aufgesessen seien, die Teamwerte wie „Kompetenzerweiterung und Problemsensibilisierung“ propagierten. Stecke aber die Firma oder das Management in Schwierigkeiten, die einer kreativen Lösung bedürfen, müsse eine Einzelentscheidung getroffen werden.

Angesichts dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse schlägt der St. Gallener Professor Malik in seinem Aufsatz „Der Mythos vom Team“ denn auch vor, gelegentlich die eine oder andere Arbeitsgruppe einmal nicht einzusetzen. Stattdessen rät der Management-Experte zu einer effizienteren Arbeitsform: „Einzelne kompetente Personen sollten mit einem klaren Auftrag ungestört arbeiten können.“ Bislang erhielt der Professor noch keine Einwände gegen seine These.