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Facebook und Privatsphäre

Tausche Kontrolle gegen Offenheit

10.12.2009
Mit neuen Privacy-Einstellungen geht es Facebook auch darum, die Nutzer gesprächig zu halten. Informationen müssen fließen, und Zeit ist Geld.

Wen zählt man zu seinen Freunden? Diese Frage beantworten Online-Netzwerke wie Facebook, StudiVZ oder Wer-kennt-wen bislang so: alle, die im Adressbuch stehen. Denn auf den Internet-Plattformen können Nutzer nicht einteilen, ob ihre Kontakte Familienmitglieder, Bekannte oder beste Kumpel sind. Das heißt auch: Sie teilen Urlaubsfotos, Links oder launige Anmerkungen (Statusmeldungen) mit ihrem gesamten Netzwerk. Facebook will nun ermöglichen, Inhalte gezielt freizugeben - und hofft darauf, dass Nutzer dadurch mitteilsamer werden.

Die bisher übliche freundschaftliche Gleichmacherei im Internet entspricht nicht dem sozialen Leben außerhalb der digitalen Welt. Dort gibt es viele Abstufungen, erklärt der Kommunikationssoziologe Jan Schmidt: "Oft entscheiden wir spontan in einer Situation, wem wir was erzählen", sagt der Experte vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg. Bürotratsch, der bei einem befreundeten Kollegen gut aufgehoben ist, könnte zum Beispiel dem Abteilungsleiter die Zornesröte ins Gesicht treiben. Babyfotos sind für die Familie spannend, für den Rest oft weniger. Wer dagegen für eine Unterschriftenaktion gegen den Klimawandel wirbt, will möglichst viele Menschen erreichen.

Solche Unterscheidungen sind in Online-Netzwerken schwierig. "Die Plattformen erlauben bislang nur flache Beziehungsmodelle", sagt Professor Hendrik Speck von der Fachhochschule Kaiserslautern. "Nutzer können nicht die Intensität der Kontakte einstellen." Verschiedene soziale Netzwerke aus der Offline-Welt vermischen sich - nicht immer zum Vorteil.

Facebook will dieses Problem nun lösen und mehr Datenschutz ermöglichen. Das Unternehmen aus San Francisco kündigte diese Woche an, dass Nutzer die Leserschaft ihrer Beiträge künftig genauer festlegen können. Zum einen gibt es neue Standardeinstellungen, die zwischen eigenen Kontakten, Freunden der Freunde sowie dem gesamten Netzwerk unterscheiden. Zum anderen können Mitglieder die Zielgruppe aussuchen und etwa die Fotos von der Fahrt der Fußballmannschaft den Kollegen vorenthalten.

Die Differenzierung erfolgt über selbstangelegte Listen, in die man seine Kontakte einteilt. Wettbewerber wie StudiVZ erlauben lediglich eine gröbere Einteilung - Fotos etwa können alle, nur die eigenen Freunde oder bloß man selbst ansehen.