Tarifpoker um multimediale Dienste

26.01.2004
Von Hagen Hastenteufel

Die Kostensensibilität der Teilnehmer ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Während Fachleute sich über "die Killerapplikation" für mobile Datendienste den Kopf zerbrechen, sorgen sich potenzielle Kunden mehr um die Preise. Die jährlich weltweit betriebene Mobinet-Studie der Management-Beratung A.T. Kearney belegt, dass derzeit für 29 Prozent aller Mobilfunkkunden die Kosten der wesentliche Grund sind, mobile Datendienste nicht zu nutzen. Im Vergleich dazu waren es im vergangenen Jahr lediglich 17 Prozent. Europäer, so die Umfrage, reagieren im internationalen Vergleich am sensibelsten auf Kosten.

Angeklickt Bei der Tarifierung von UMTS-Dienste müssen die Anbieter ins Kalkül ziehen, dass

- deutsche Kunden sehr preissensibel sind und sich

- einfache und transparente Tarifmodelle wünschen,

- Nutzer kein Kostengespür für übertragenes Datenvolumen haben,

- Pauschaltarife zu mehr Konsum verleiten,

- künftige Tarife nicht höher als derzeit gültige sein dürfen,

- Flatrates die Netzkapazität sprengen können und

- eine Differenzierung zwischen unterschiedlichen Nutzungsweisen erforderlich ist.

Besonders preissensitiv sind Geschäftskunden. Eine andere Studie des Beratungshauses, bei der 250 Unternehmen befragt wurden, brachte ans Licht, dass 88 Prozent den Preis als wichtiges Kriterium für die Auswahl eines Mobilfunkbetreibers ansehen. Netzqualität, Kundenservice und Erreichbarkeit spielen hingegen eine nachgeordnete Rolle. Sicher ist gerade diese Preissensibilität auch ein Grund, weshalb sich die deutschen Mobilfunkanbieter bisher bei ihren UMTS-Tarifplänen sehr bedeckt halten.

Die deutschen Mobilfunkanbieter stehen vor der Herausforderung, UMTS-Produkte und -Preise so zu gestalten, dass sie ein langfristiges Wachstum garantieren. Durch künftige UMTS-Einnahmen sollen zumindest Teile der getätigten UMTS-Investitionen wieder eingespielt werden. Ein Verramschen der neuen Technologie kommt daher allein aus finanziellen Aspekten für die verbliebenen vier Anbieter nicht in Frage.

Gelingt es mangels preislicher Anreize jedoch nicht, Kunden möglichst schnell zum Wechsel auf ein UMTS-fähiges Handy zu bewegen, könnte 3G schon kurz nach dem Start endgültig zum teuersten Flop der Mobilfunkgeschichte avancieren. Die Auswirkungen eines mangelnden Erfolgs wären nur sehr schwer durch spätere, teure Marketing-Anstrengungen wieder korrigierbar. Allerdings sind auch voreilige Preissenkungen mit dem Ziel, die Nachfrage anzukurbeln, nicht unproblematisch. Sie wären für die Provider im Nachhinein nämlich kaum mehr rückgängig zu machen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Kunden einfache, transparente und faire Preise verlangen. Tarife sollen verständlich sein und der tatsächlichen Nutzung entsprechen. Der Kunde will nicht für Leistungen bezahlen, die er nicht in Anspruch nimmt. Wichtig ist daher also eine übersichtliche Preisstruktur. Das ist bei Datendiensten besonders wichtig, denn während der Kunde für Länge und Preis eines Telefonats ein Gespür hat, gibt es für Datenübertragungen keine "gefühlten Preise". Viele Kunden könnten also die Finger von Datendiensten lassen, aus Angst, böse Überraschungen auf der Rechnung zu erleben.