SSA Global fordert ERP-Szene heraus

25.02.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Im Weltmarkt ein Wörtchen mitreden

Sein bis dato größter Coup, das gibt Greenough zu, war der Kauf von Baan, der dem Unternehmen quasi die höheren Weihen im ERP-Geschäft verleihen soll. Mit den rund 4000 Kunden der Niederländer steigerte SSA Global seine weltweite Zahl an Installationen auf über 16.000; vor allem in Europa erhoffen sich die US-Amerikaner dadurch ein deutlich besseres Standing und vor allem einen höheren Bekanntheitsgrad. "Wir hätten vermutlich 40 Jahre benötigt, um diesen Sprung durch rein organisches Wachstum zu schaffen", hebt der SSA-Global-Chef noch einmal die Vorzüge seiner Einkaufspolitik hervor. Auch Jim Shephard, Analyst und Senior Vice President des Marktforschungsunternehmens AMR Research, bescheinigt Greenough ein glückliches Händchen, indem er feststellt: "SSA gehört heute zu den weltweit

größten und profitabelsten ERP-Anbietern."

Zumindest die Zahlen für das erste Fiskalquartal 2004 (Ende: 31. Oktober 2003) scheinen dies zu untermauern. Mit 141,9 Millionen Dollar konnte SSA Global Technologies in der Berichtsperiode den konsolidierten Umsatz gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres über 140 Prozent steigern, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) erhöhte sich im Vorjahresvergleich um mehr als 80 Prozent auf 22,4 Millionen Dollar. Mit Angaben zum zweiten Quartal, des Ende Januar abgeschlossen wurde, hält sich Greenough bedeckt. Die Ebita-Marge sei "stabil" geblieben, grundsätzlich kalkuliere man bei dieser Kennziffer mit einem Wert von zirka 20 Prozent, lässt sich der SSA-Global-Chef jedoch entlocken. Auch die Umsatzplanung für das laufende Jahr von 650 Millionen Dollar werde man wohl deutlich übertreffen und eher bei 700 Millionen Dollar landen.

Die unter Branchenkennern geäußerte Kritik, dass seine Company die Zukäufe erst verdauen müsse und sich damit die erhofften Synergieeffekte - wenn überhaupt - mit zeitlichem Verzug einstellen dürften, lässt Greenough nicht gelten. Gerade im Falle von Baan sei der Integrationsprozess "schnell und effektiv" gewesen; Baan arbeite bereits nach rund sechs Monaten wieder profitabel. Dass die Restrukturierung von Baan, die Greenough zufolge rund 70 Millionen Dollar kostete, für den einen oder anderen der verbliebenen Baan-Mitarbeiter einen spürbaren Kulturwandel bedeutete, lässt der SSA-Global-CEO nur mit der Bemerkung anklingen, dass die Niederländer erst lernen mussten, "ihre Kosten im Griff zu haben". Umso mehr darf man daher gespannt sein, ob die Turnaround-Story von Baan auf Dauer Bestand hat. Nicht umsonst galten die Niederländer bereits unter dem Dach von Invensys (und vorher) aufgrund ihrer hohen Verbindlichkeiten sowie sinkender Umsätze

und Verluste als äußerst schwieriger Sanierungsfall.