Im jüngsten Verfassungsschutzbericht warnt das Bundesinnenministerium vor steigender Wirtschaftsspionage in Deutschland. Insbesondere in kleineren und mittelständischen Unternehmen gebe es oftmals kein ausreichendes Gefahrenbewusstsein vor Technologie-Diebstahl. Um die Gefahrenabwehr zu verbessern, sollen die Firmen auf eine konsequente Compliance-Strategie setzen, rät Steria Mummert Consulting. Nachholbedarf bestehe demnach schon bei der schriftlichen Fixierung und Verbreitung der nötigen Verhaltensgrundsätze. In knapp jedem zweiten Unternehmen bis 500 Mitarbeiter sind Richtlinien überhaupt nicht hinterlegt. Das sind Ergebnisse einer Umfrage die die Management-Berater zusammen mit dem F.A.Z.-Institut betrieben haben.
- Werthaltiges Wissen sichern
Im Schnitt sind fünf Prozent des Know-hows für künftige Projekte werthaltig. Diese Informationen sollten deshalb besonders geschützt werden, um nicht in den Besitz der Konkurrenz zu gelangen. - Sicherheitskonzept erstellen
Jede Firme sollte ein Sicherheitskonzept haben und die Problemfelder Wirtschafts- und Industriespionage von Beginn an in die Policy mit aufnehmen. - Berater konsultieren
Planen Sie Ihr Sicherheitskonzept inklusive Spionageschutz gegebenfalls mit Hilfe eines Beraters. - Datentypen klassifizieren
Alle Typen von Unternehmensdaten sollten in Sicherheitsklassen eingeteilt werden, zum Beispiel die drei Kategorien öffentlich, intern und vertraulich. An dieser Klassifizierung muss sich dann die Sicherheitsstrategie organisatorisch und technisch ausrichten. - Informationen verschlüsseln
Geschäftskritische Informationen sollten immer verschlüsselt werden. Dies muss abhängig von der Struktur des Unternehmens und seiner Datenhaltung auf verschiedenen Ebenen geschehen: E-Mail, https, VPN, SSL-VPN sowie File- und Disk-Encryption sind mögliche Verschlüsselungsfelder. - Datenlecks abdichten
Data Leakage Protection ist ein neuer Sicherheitstrend. Mit solchen Systemen lassen sich Informationen jeglicher Art analysieren und schützen, was sich indes auch auf personenbezogene Daten erstreckt. <br/><br/> Damit kann das Interesse der Unternehmen an einer umfassenden Kontrolle mit dem Anspruch der betroffenen Personen auf informationelle Selbstbestimmung kollidieren. - IT-Profi beschäftigen
Der Verzicht auf einen IT- bzw. Sicherheitsexperten im Betrieb kann unter dem Strich teuer kommen. - Datenträger schützen
Das Wegsperren von Datenträgern kann zwar Schutz bieten, reicht allein aber nicht aus. Die Verschlüsselung geschäftskritischer Informationen ist unverzichtbar. - Personal sensibilisieren
Mitarbeiter sollten in Sicherheitsschulungen auch auf die Gefahren durch Wirtschafts- und Industriespionage aufmerksam gemacht werden. - Internes Risiko beachten
Leider ist nicht auszuschließen, dass eigene Mitarbeiter aus unterschiedlichen Motiven wichtige Daten für Dritte ausspähen. - Dienstleister überprüfen
Dienstleister, die täglich Zutritt zum Unternehmen haben, sind potentielle Schlupflöcher für Spione. Zum Beispiel IT-Experten getarnt als Reinigungskräfte. - Spione antizipieren
Es ist natürlich nahezu unmöglich, aber machen Sie sich Gedanken darüber, wer besonderes Interesse am geistigen Eigentum Ihres Unternehmens haben könnte.
"Die Einführung einer eigenen Compliance-Einheit im Unternehmen bietet die Chance, Maßnahmen der Gefahrenabwehr zentral gesteuert, ganzheitlich und präventiv zu etablieren", sagt Bernd Michael Lindner, Compliance-Experte bei Steria Mummert Consulting. "Denn die Spionageaktivitäten sind gezielt darauf ausgerichtet, Schwachpunkte in den Unternehmensprozessen zu identifizieren und auszunutzen." Im Compliance-Management besteht bei deutschen Mittelständlern jedoch erheblicher Nachholbedarf. Nur gut ein Drittel der mittelständischen Firmen (bis 1.000 Mitarbeiter) hat bisher eine Compliance-Einheit aufgestellt. Bei den Kleinunternehmen (bis 500 Mitarbeiter) nur jedes Vierte.