IBM

Softbank soll Watson Japanisch beibringen

10.02.2015
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
IBM holt sich Hilfe von Softbank, um seine "Cognitive-Computing"-Technik "Watson" auch in Japan zu verkaufen.

Hilfe in mehrfacher Hinsicht - ein zentraler Aspekt ist, dass Watson, "der" bisher nur Englisch spricht, natürlich erstmal Japanisch lernen muss, bevor man ihn dann in Japan verkaufen kann. Leider ist das alles andere als trivial: Die japanische Schrift besteht aus mehreren Schriften. Die Kanji entstammen der chinesischen Schrift und bilden als Logogramme meist den Wortstamm ab. Hiragana und Katakana sind dagegen Silbenschriften (genauer: Morenschriften). Obendrein wird in der modernen japanischen Sprache das lateinische Alphabet verwendet. Die unterschiedlichen Schriftarten haben spezifische Funktionen - Hiragana oft für grammatikalische Formen, Katakana hauptsächlich für Fremdwörter -; in Alltagstexten werden sie parallel verwendet. Viele Schriftzeichen können abhängig vom Kontext der Konversation, der Beziehung ihrer Teilnehmer untereinander und ihrem Alter und Geschlecht unterschiedliche Bedeutungen und Aussprachen haben.

Um Watson Japanisch (und andere nichtenglische Sprachen) beizubringen, hat IBM einem Blogpost zufolge den Language-Parser in der Engine neu gebaut, mit der das System Fragen in natürlicher Sprache beantwortet. Dabei sei das Training ausgebaut worden. Watson werde neue Sprachen "größtenteils" durch Erfahrung und Üben lernen, statt nur darauf programmiert zu werden, sie zu verstehen. "Im Wesentlichen trainieren wir Watson darauf, auf Japanisch zu 'denken'", schreibt Michael Karasick, der für Innovationen zuständige Vice President der IBM Watson Group. "Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahres eine japanische Version fertigstellen können."

Der Mischkonzern Softbank besitzt Yahoo Japan, betreibt eines der größten Mobilfunknetze des Landes und hat Töchter in Bereichen wie Computerspiele, Robotik und Bildungswesen. Außerdem gehört ihm der US-Mobilfunker Sprint. Bei der gemeinsamen Vermarktung von Watson-Angeboten wollen sich die Partner anfänglich auf ausgesuchte Branchen wie Gesundheitswesen, Banking, Versicherungen und Handel fokussieren. Ebenfalls adressieren möchte man die japanischen Industrien in den Bereichen Telekommunikation, Automotive und Robotik. "Softbank versteht den japanischen Markt besser als wir es tun", konzediert Karasick, "und ich gehe davon aus, dass mich einige der innovativen neuen Nutzungen überraschen werden, die sie und ihre Partner für Watson finden."

Neben Watsons Japanischkenntnissen und erweitertem Branchenwissen wollen sich IBM und Softbank der offiziellen Ankündigung zufolge strategisch außerdem auf lokalisierte APIs und Entwicklungsumgebungen sowie auf den Aufbau eines robusten Ökosystems aus Partnern, Entwicklern, Gründern, Venture Capitalists und Wissenschaftlern fokussieren. Softbank werde IBMs bevorzugter Technology-Delivery-Partner für Watson-Lösungen in Japan, heißt es weiter - dort könne Watson-Technologie in unterschiedlichen Formfaktoren von Desktops, Tablets und Mobilgeräten bis hin zu Robotern integriert werden. Softbank werde Watson, den IBM aus der Cloud bereitstellt, in seinen landesweiten Rechenzentren betreiben.