SOA: Eine Idee wird Realität

18.04.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

SOA mit antiker Technik

Deutlich länger als Daimler beschäftigt sich die Credit Suisse (CS) mit dem Thema SOA. Ihre ersten Aktivitäten datieren aus dem Jahr 1998 (siehe auch: "SOA bringt Legacy-Anwendungen auf Trab"). Allerdings setzte der Finanzdienstleister seinen "CS Information Bus" auf Softwaretechnik auf, die heute beinahe antik anmutet. Die Basis bildeten die Common Object Request Broker Architecture (Corba) und das Messaging-Produkt "MQ Series" von IBM.

"Corba hat sich als die richtige Wahl herausgestellt, weil es mitwächst", beteuerte Claus Hagen, Director Integration Architecture bei der CS, "aber die Technologie ist am Ende des Lifecycle.angegelangt." Deshalb müsse die Bank "irgendwann" umsteigen: "Wir wollen ja nicht die Letzten sein, die diese Technik finanzieren." Web-Services sind für Hagen nur in Ausnahmefällen, beispielsweise im Rahmen einer Beraterlösung für kleinere Bankniederlassungen ("Bankboutiquen"), eine Alternative. Generell ließen sich damit die bei der CS anfallenden Volumina noch nicht stemmen.

Aufgrund der langen SOA-Tradition gibt es bei der CS heute keine Applikation mehr, die keine Services anbietet oder bezieht, so Hagen. Da die Services zumeist Bottom-up entwickelt werden, musste die CS eine strenge SOA-Governance einführen. "Das kostet uns pro Service sechs Personentage", räumt Hagen ein, "und auch wenn wir das Optimierungspotenzial ausschöpfen, wird es unter vier Tagen wohl kaum möglich sein." Aber dieser Aufwand lohne sich.

Eines der jüngeren CS-Projekte widmet sich dem Entflechten der monolithischen Softwarestrukturen auf dem Mainframe. Es wurde 2005 ins Leben gerufen. "Bislang musste bei jedem Release die gesamte Codebasis überarbeitet werden", erläuterte Hagen. Durch die Entkopplung in 80 bis 100 Domänen will die Bank diese Komplexität verringern und bei Softwareänderungen Zeit sparen. Das Gesamtvorhaben soll Ende nächsten Jahres beendet sein; im vergangenen Februar wurde bereits der erste Service nach diesem Prinzip in Betrieb genommen.