Studie zum E-Commerce

So verhalten sich Online-Kunden

24.09.2008

Online-Zahlverhalten: Die Kreditkarte dominiert

In den Auswertungen zu den aktuellen Bezahlverfahren im Internet gibt es in diesem Jahr zwei Veränderungen: Erstmalig werden die Zahlarten Maestro und Giropay separat ausgewiesen. Maestro ist ein weit verbreitetes Zahlungsmittel über die Debit-Karte, Giropay ist das Online-Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft, das unter Beteiligung von Pago entwickelt worden und auf die Erfordernisse des E-Commerce ausgerichtet ist. In der gesamteuropäischen Online-Shop-Landschaft dominiert aber weiterhin die Kreditkarte das Zahlverhalten. Sie konnte ihren Anteil von 76 Prozent auf zuletzt 84 Prozent ausbauen. Die recht junge Zahlart Maestro macht unter allen Zahlarten schon einen Anteil von 4,2 Prozent aus. Das nur in Deutschland eingesetzte Giropay erreicht im Gesamten derzeit einen Anteil von 2,4 Prozent.

Deutsche Kunden greifen im E-Commerce häufiger zur Kreditkarte als in der Vergangenheit. Waren es ein Jahr zuvor noch gerade 28 Prozent ihrer Transaktionen, die sie mit dieser Zahlart abwickelten, so hat sich der Wert zwölf Monate später auf 36 Prozent gesteigert. Dies geschah vornehmlich auf Kosten der Elektronischen Lastschrift (ELV), die zwar mit 44,4 Prozent immer noch Zahlart Nummer eins für deutsche E-Commerce-Kunden ist, jedoch über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verloren hat. Deutlich zulegen konnte die erstmalig separat ausgewiesene Zahlart Giropay, die in 14,6 Prozent aller Transaktionen verwendet wurde. In Großbritannien und dem Rest von Europa spielen andere Zahlarten als die Kreditkarte kaum eine Rolle. Der Trend herrscht auch im grenzüberschreitenden E-Commerce vor.

Fazit: Europaweit setzt die Kreditkarte ihren Siegeszug bei den Zahlarten fort. Auch bei deutschen Verbrauchern deutet sich ein langsames Ende der ELV-Dominanz an. Ausländische Kunden zahlen in deutschen Shops nahezu ausschließlich per Kreditkarte.

Online-Zahlungsausfallrisiko: Zahlungsmoral der Deutschen ist gut

Nicht jede Ware und Dienstleistung, die online gekauft wird, wird auch bezahlt. Grund dafür können Betrugsversuche sein ebenso wie Sperrung einer Kreditkarte, Nicht-Einlösung einer Lastschrift durch das zuständige Kreditinstitut oder Rückgabe der Ware. Bei Zahlung per Kredit- oder Debitkarte sind für einen E-Commerce-Anbieter besonders zwei Werte von Interesse: die Chargeback-Quote (Rückbelastung bei Kreditkartentransaktionen) und die Erfolgsquote, wenn also das Geld transferiert wurde. Die gemeinsame Betrachtung von Erfolgsquote und Chargeback-Quote lässt relevante Rückschlüsse auf das Zahlungsausfallrisiko zu.

Auch bei der (eher konservativen) Bezahlung per Elektronischer Lastschrift besteht für den Händler das Risiko einer Rücklastschrift. Dabei wird die Lastschrift nicht eingelöst, weil beispielsweise keine ausreichende Deckung auf dem Konto besteht, das Konto gar nicht existiert oder weil der Kontoinhaber Widerspruch einlegt, also die Rechtmäßigkeit der Lastschrift bestreitet. Für den Händler ist dieses Verfahren mit hohem Risiko, nachgelagerten hohen Kosten und hohem Aufwand verbunden. Da es sich technisch bedingt um ein Zahlverfahren handelt, das nicht online autorisiert wird, ist Betrug hier vergleichsweise einfach möglich.

Die Elektronische Lastschrift spielt nur in Deutschland und Rest-Europa eine Rolle. Dennoch liegt die Rücklastschrift-Quote mit 3,9 Prozent gut zehnmal so hoch wie etwa die Chargeback-Quote - für einen Online-Händler stellt sich das ELV damit als vergleichsweise unsicheres Unterfangen dar. Deutsche Verbraucher verursachen mit 4,3 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Rücklastschrift-Quote wie der europäische Durchschnitt.

In deutschen Shops liegt die Chargeback-Quote europaweit mit 0,244 Prozent am niedrigsten. Am höchsten ist sie in britischen Shops mit 0,377 Prozent. Hier sind mehr Betrugsfälle zu verzeichnen. Der Grund dürfte in der hohen Popularität der britischen Händler für internationale Käufer zu suchen sein. In Deutschen Shops liegt die Chargeback-Quote mit 0,299 Prozent bei Transaktionen mittels Visa höher als der Mastercard-Wert von 0,208 Prozent - ganz gegen den europäischen Trend. Insgesamt ist die Erfolgsquote bei Kreditkartentransaktionen im europäischen E-Commerce auf 77 Prozent gestiegen. In deutschen Online-Läden liegt die Erfolgsquote mit 88,8 Prozent am höchsten, denn dort sind bevorzugt deutsche Käufer aktiv. Großbritannien mit einem hohen Anteil internationaler Käufer verzeichnet eine Erfolgsquote von lediglich 75,1 Prozent.

Fazit: Deutschland weist eine hohe Erfolgsquote und eine niedrige Chargeback-Quote auf, was auf eine geringe Zahl an Betrugsversuchen schließen lässt. Dafür ist die Rücklastschrift-Quote bei der Elektronischen Lastschrift hierzulande aber auch sehr hoch.