BlueCoat PacketShaper 900 im Test

So steuern Sie die Bandbreite im WAN

24.04.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Den Bits auf die Finger geschaut

Nach diesen Schritten ist der PacketShaper prinzipiell einsatzbereit. Wer jetzt allerdings ungeduldig auf die verschiedenen Monitor- und Reporting-Funktionen klickt, wird eine Enttäuschung erleben: Die Ergebnisse haben schlicht keine Aussagekraft, denn das Gerät benötigt erst etwas Zeit, um Daten über den Netzverkehr zu sammeln. Über vordefinierte Agents, Reports und Grafiken eröffnet der PacketShaper von Haus aus die Möglichkeit zu einer ersten Analyse des WAN-Verkehrs. So erkannte das Gerät in unserer Testumgebung sofort den YouTube-Verkehr oder Anwendungen wie Filesharing oder Winamp-Streaming, aber auch die Kommunikation des Virenscanners mit Symantec wurde im Detail aufgeschlüsselt. Versuchen, den PacketShaper etwa beim Filesharing durch die Verwendung unüblicher Ports zu täuschen, war kein Erfolg beschieden. Für den VoIP-Verkehr lassen sich zusätzlich Parameter wie Jitter oder Latency messen. Insgesamt erkennt das Gerät laut Hersteller über 650 verschiedene Applikationen automatisch.

Wer allerdings das gesamte Potenzial des PacketShapers ausschöpfen will, um etwa festzustellen, welche Maschinen im Netz nun das Filesharing nutzen oder wie es um die Performance einer einzelnen Applikation bestellt ist, kommt nicht umhin, eigene Reports zu erstellen. Dank der integrierten Online-Hilfe gelingt das schnell, nur anfangs wirkt die Vielzahl der Parameter verwirrend. Unter anderem können automatische Alarme generiert sowie unerwünschten Anwendungen die Bandbreite begrenzt oder gar komplett entzogen werden. Eine andere Option wäre, etwa den VoIP-Verkehr konstant zu überwachen und dann in Burst-Zeiten anderen Applikationen die Bandbreite zu entziehen, um die störungsfreie Kommunikation via VoIP sicherzustellen.

Angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten ist der Anwender, der zum ersten Mal mit dem Thema WAN-Optimierung konfrontiert ist, gut beraten, wenn er zwei Wochen Einarbeitungszeit einkalkuliert. In der ersten Woche sollte er sich erst einmal mit der Arbeitsweise des PacketShaper vertraut machen, das Gerät mit dem Easy-Configure-Feature nutzen und Daten über den Netzverkehr sammeln. Im zweiten Schritt kann er dann beginnen, eigene Reports und Messungen zu definieren, wobei er genau überlegen sollte, welche Informationen er sammeln will und was sie aussagen sollen.

Grafiken informieren über die WAN-Auslastung.
Grafiken informieren über die WAN-Auslastung.

Wird dieser Ratschlag beherzigt, erleichtert der PacketShaper noch in anderer Hinsicht die Arbeit. Die gewonnenen Grafiken und Daten können über ein Word-Plug-in direkt in Reports übernommen werden. Abgesehen von Compliance-Aspekten können damit auch System-häuser und Provider belegen, dass die vereinbarten Service-Level-Agreements eingehalten werden.

Fazit

Unter dem Strich hinterlässt der PacketShaper einen positiven Eindruck, hilft er doch dem Systemverantwortlichen dabei, einen detaillierten Überblick darüber zu erhalten, welche Daten wirklich über sein WAN fließen. Konsequent eingesetzt (Bandbreitenbeschränkung, Blocken von unerwünschtem Traffic), lässt sich damit zudem Geld sparen, wenn ein Upgrade der WAN-Verbindung aufgeschoben werden kann. Angesichts der Komplexität des Themas WAN-Optimierung sollte sich der Netzadministrator allerdings darüber im Klaren sein, dass es mit einem einfachen Anstöpseln und Anschalten nicht getan ist. Zwar lässt sich der PacketShaper fast per Plug-and-Play in Betrieb nehmen, doch sein Nutzen hängt davon ab, wie viel Know-how und Zeit der Anwender in die Definition der Reports investiert.