Karriere

So starten Sie 2013 durch

23.12.2012
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Weiterkommen auf der Karriereleiter

Am Anfang steht der Stärken-Schwächen-Check. Dazu alles notieren, was man gut kann und was nicht. Unbedingt auch Fremdeinschätzungen einholen! Einen Coach braucht es dazu nicht unbedingt. Oft können gute Freunde, der eigene Partner oder befreundete Kollegen das eigene Standing und Potenzial genauso gut einschätzen. Zusätzliches Plus: Die anderen entdecken oft Stärken an Ihnen, die Sie selber gar nicht sehen.

Das eigene Profil mit dem der Abteilung matchen. Es werden nicht unbedingt die Besten be- und gefördert, sondern die, die zur Firma passen. Bei SAP heißt das, man brauche für den Aufstieg "den kulturellen Fit". Dazu gehören eine konstant gute Zielerreichung, das Talent, im Team unterschiedliche Menschen zusammenzubringen sowie die Fähigkeit, sich selbständig neue Aufgaben zu suchen. Bei Oracle sind "unkonventionelle Ideen" sowie eine "Can-do-Attitude" willkommen.

Generell ist es wichtig ist, Einsatz zu zeigen und die eigenen Leistungen sichtbar zu machen - mit Vorschlägen, in Sitzungen, durch die Übernahme auch unbeliebter Projekte. "Wer aufsteigen will, sollte aber die richtige Mischung aus Eigen-Marketing und Teamorientierung mitbringen", sagt Oracle-Personaldirektorin Mihalic. Falls eine Beförderung derzeit nicht möglich ist, trotzdem weiter daran arbeiten, etwa mit Fortbildungen und dem Suchen von internen Förderern. Wer zudem freiwillig mal eine Projektleitung übernimmt, macht sich schon fit für einen späteren Führungsjob. Kleiner Trost: Es gibt auch einen Aufstieg auf den zweiten Blick. "Karriere entwickelt sich nicht immer nur nach oben, sondern auch mal quer", meint HP-Personaler Geiger. "Ein vordergründiger Rückschritt kann der Anlauf zum Aufstieg sein."

Wer wartet, entdeckt zu werden, kann lange warten. Gute Leistungen, von denen keiner erfährt, nützen zwar der Firma, aber nicht Ihrer Karriere. "Trommeln in eigener Sache gehört zum beruflichen Aufstieg" weiß Leaderspoint-Berater Knobbe. Mit peinlichem Eigenlob hat das nichts zu tun. "Leistung überzeugt - aber man muss dafür sorgen, dass der jeweilige Wunschempfänger davon auch Wind bekommt", so Knobbe.
Nicht akzeptabel ist der Satz: "Entweder ich werde befördert oder ich gehe". Ehrgeiz ist schön und gut, aber Erpressung ist nie eine gute Idee. Niemand will mit jemandem zusammenarbeiten, der nur sein eigenes Wohl im Blick hat.

Besser abschalten

Jörg Staff, SAP: "Erfolgreich ist man nicht, wenn man rund um die Uhr arbeitet."
Jörg Staff, SAP: "Erfolgreich ist man nicht, wenn man rund um die Uhr arbeitet."
Foto: Privat

Erwartungshaltung runterschrauben - und zwar die an sich selber. Entziehen Sie sich dem heimlichen Wettbewerb um die beste Work-Life-Balance im Kollegenkreis. Sonst setzen Sie sich zusätzlich unter Druck. "Erfolgreich ist man nicht, wenn man rund um die Uhr arbeitet", sagt SAP-Personaler Jörg Staff. "Erfolgreich ist man dann, wenn man auf Ziel hinarbeitet, Erfolge verbucht und diese sichtbar macht." Und nie vergessen: "Der Aufstiegswille ist unfraglich mit Investitionen im Zeitbudget verbunden", sagt HP-ler Geiger. Karriere und Work-Life-Balance ließen sich aber trotzdem vereinbaren. "Allerdings muss man selber dafür sorgen, dass es individuell passt", so Geiger. "Je genauer Karriereplan und -ziele sind, desto besser gelingt einem auch das Abschalten nach Feierabend."

Machen Sie zum Dienstschluss Termine mit sich selbst - und tragen Sie die in Ihren Kalender ein. So bekommt Ihr Feierabend ganz offiziell Zeit eingeräumt. Und zwar ohne schlechtes Gewissen.

Geben Sie sich Zeit zum Abschalten. "Manager sind wie Taucher, die nach Feierabend aus ihrer Arbeitswelt auftauchen", sagt Markus Brand, Diplompsychologe und Inhaber des Instituts für Lebensmotive in Köln. "Das dürfen sie nicht zu schnell machen, sonst schädigen sie damit ihre Gesundheit." Praktisch heißt das: Nicht die ganze Autofahrt nach Hause noch beruflich telefonieren, sondern lieber zehn Minuten vor Ankunft die Lieblings-CD einlegen. U-Bahnfahrer steigen vielleicht eine Station früher aus und laufen den Rest des Wegs, um den Kopf frei zu kriegen. Aufdrehen oder Runterschalten: Beides kann genau das Richtige fürs Abschalten sein: Kochen oder Klavier spielen, Kinderspiele oder Klassikkonzerte, Karate oder Karaoke... erlaubt ist, was abschalten hilft.

Nicht auf die Devise "Work hard, play hard" setzen. "Damit stehen sich viele selbst im Weg", so Brand. "Da wird dann am Wochenende ein so genannter Wellness-Tag eingelegt, der völlig durchgetaktet ist mit Anwendungen und Massagen." So etwas hilft nicht, um zur Ruhe zu kommen. Weniger ist mehr. Und der Marathon kann warten.