Siebel muss sich warm anziehen

30.01.2002
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Einen weiteren Trumpf sieht CRM-Experte Schwetz in dem „riesigen Beraterpool“ der Walldorfer, der ihnen enorme Chancen biete, Marktanteile hinzuzugewinnen. Laut Schwetz ist es in Deutschland nur eine Frage der Zeit, bis Hasso Plattner & Co. bei ihrer R/3-Clientel die CRM-Führung übernehmen werden. Voraussetzung sei allerdings, dass sich die SAP-Berater mehr Wissen über den CRM-Bedarf von Branchen aneignen, die zu Siebels SAP-Schlüsselmärkten zählen - etwa Financial Services, Pharma und Lifescience. „Hier kann SAP noch nicht aus dem Vollen schöpfen“, so Schwetz. Zudem habe Siebel mit der Ankündigung von 20 Branchenlösungen „dokumentiert, dass der CRM-Vorreiter das Feld auch in einem so schwierigen Markt wie Deutschland nicht kampflos SAP überlassen wird.“

Integration bleibt ein Problem

Mit Skepsis betrachtet der Experte allerdings die Integration der Branchenlösungen. Bereits bei der Einführung und Implementierung der branchenneutralen Siebel-Software sei es häufig zu Verzögerungen und Problemen gekommen, die die CRM-Projekte zum Scheitern gebracht hätten. Bei den vertikalen Lösungen sei jedoch noch zusätzlich spezielles Branchen-Know-how erforderlich. „Wo kommen die Partner und Systemintegratoren denn her, die dieses Fachwissen haben?“ fragt sich der Berater.

Bei Siebel selbst will man von einer Gefahr durch den großen SAP-Kundenstamm nichts wissen. Nach Angaben von Phil Robinson, Vice President of International Marketing, setzt ein großer Teil von Siebels weltweit 3000 Kunden die ERP-Systeme der Walldorfer ein. „Wir haben keine Angst, dass SAP uns unsere CRM-Marktführerschaft streitig macht“, behauptet Robinson. „Die entscheidende Frage ist eher, wer von den wichtigen Wettbewerbern - SAP, Oracle und Peoplesoft - den zweiten Platz für sich beanspruchen wird“, so der Marketing-Chef. „Wir sind die Nummer eins - weltweit und in Deutschland. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.“