Gebrauchtsoftware

Second-Hand-Lizenzen - raus aus der Schmuddelecke

09.03.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwendern fehlt es am Lizenz-Management

Bis es so weit ist, muss sich im Markt auf Anwender- wie auch auf Anbieterseite einiges tun. Die Fachhochschule Wedel fand im Zuge ihrer Umfrage heraus, dass lediglich 21 Prozent der befragten Anwender ein funktionierendes Lizenz-Management betreiben. Wer aber seine Softwarelizenzen nicht optimiert, wird auch kein Interesse haben, hier Einsparungen zu erzielen. Allerdings scheint sich hier etwas zu ändern: Weitere 43 Prozent bauen derzeit ein Lizenz-Management auf beziehungsweise planen die Implementierung.

Darüber hinaus mahnen die Anwender mehr Transparenz an. 58 Prozent der von der Fachhochschule Befragten kritisierten den Markt als schwer durchschaubar. Die Schuld daran tragen aus Anwendersicht in erster Linie die Softwarehersteller. 82 Prozent bezeichneten deren Lizenzbestimmungen als undurchsichtig, 42 Prozent sogar als extrem intransparent. Außerdem seien die Paragrafen in den Lizenzverträgen zu kompliziert, monieren 88 Prozent der befragten Anwender.

Auch die Lizenzhändler sehen Verbesserungspotenzial. Immer mehr Anwender würden zwar den Nutzen erkennen, ein Lizenz-Management in ihrem Unternehmen zu etablieren, sagen beispielsweise die Verantwortlichen der Preo AG. Der Hamburger Gebrauchthändler, der die unabhängige Umfrage der Fachhochschule Wedel mit initiiert hatte, sieht aber auch Defizite: "Aktuell gelingt es oftmals nicht, die vorhandene Ressource Softwarelizenzen im Sinne eines Anlageobjekts zu verwalten und zu verwerten." Das führe dazu, dass Firmen eigene Werte vernichteten und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit minderten. Wer Software dagegen als Asset behandle, könne sich nachhaltige Wettbewerbsvorteile erschließen.

Axel Susen, Chef von SusenSoftware: "Monopolisten versuchen den Markt klein zu halten und schüren die Unsicherheit."
Axel Susen, Chef von SusenSoftware: "Monopolisten versuchen den Markt klein zu halten und schüren die Unsicherheit."

Den Software-Brokern käme eine betriebswirtschaftliche Sicht seitens der Anwender entgegen. "Der Markt hat sich etabliert", lautet die Zwischenbilanz von Peter Schneider, Geschäftsführer von Usedsoft. "Wir stehen nicht mehr in der Schmuddelecke des Softwaremarkts." Der Lizenzhändler zählt mittlerweile über 1500 Kunden, darunter der Bundesrechnungshof, ein führender Fußball-Bundesligaverein und sogar IBM. "Die Kunden werden cooler, und die Geschäfte laufen gut", freut sich Schneider. Viele Anwenderunternehmen agierten zunehmend kostenbewusst. Davon profitierten die Händler. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2008 meldet Usedsoft einen Umsatz von 10,1 Millionen Euro, fast 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

"Das Interesse wächst", stellt auch Axel Susen, Geschäftsführer von Susensoftware, fest. Viele Firmen wollen ihre IT-Budgets entlasten. Allerdings gebe es auch Anwender, die angesichts des Konjunktureinbruchs alle Aktivitäten in Sachen Software auf Eis gelegt hätten. Zudem würden immer noch eine Reihe von Unternehmen das Geschäftsmodell Gebrauchtsoftware gar nicht kennen. Auch der Umgang mit den Softwareherstellern ist Susen zufolge immer noch problematisch: "Monopolisten versuchen den Markt klein zu halten und schüren die Unsicherheit." Die Geschäfte seien kein Spaziergang: "Der Key-Account-Manager kämpft schließlich auch um sein Weihnachtsgeld." Letztendlich könnten die Hersteller den Trend aber nicht aufhalten, so Susens Fazit.