Schwierige Mitarbeiter haben oft schwierige Chefs

01.10.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Frühzeitig gegensteuern

Alles Taktieren nutzt nichts. Der Manager muss in schwierigen Situationen die Führung übernehmen und die Situation grundlegend klären. Experten empfehlen eine Aussprache zwischen den Konfliktparteien, setzen aber unterschiedliche Akzente. Thönneßen, Coach und Geschäftsführer der Internet-Plattform MWonline, plädiert für eine klare Aussprache zwischen den Parteien, in der Führungskompetenz gefragt ist. "Der Manager muss ein bestimmtes Ziel erreichen. Arbeitet der Angestellte nicht mit, sieht er ihn als Hindernis auf diesem Weg."

Thönneßen empfiehlt drei Phasen der Konfliktlösung. Zunächst treffen sich Chef und Angestellter zu einem ausführlichen Gespräch, das nach klaren Regeln abläuft. Der Mitarbeiter erhält eine Rückmeldung zu seinen Leistungen und der Vorgesetzte schildert die Schwierigkeiten aus seiner Perspektive in der Ich-Form. Selbst wenn manche Manager mit sich kämpfen müssen, um mit persönlichen Aussagen wie "Ich fühle mich in diesem Meeting gestresst, weil" vor ihre Mitarbeiter zu treten. Ihr Image als Macher gefährden sie damit nicht. "Hier sind Chefs gefordert, offen zu reagieren", argumentiert Thönneßen.

Ein Moderator entschärft den Konflikt

In der ersten Ausspracherunde empfiehlt der Psychologe, Diskussionen und Rechthabereien zu vermeiden. Beide Kontrahenten schildern ihre Sicht der Dinge. Schwelt der Konflikt schon länger, können sie zu Beginn einen zweiten Termin zur Aussprache vereinbaren. Der Mitarbeiter hört sich zunächst die Argumente seines Vorgesetzten an und erhält in einer zweiten Runde die Chance, seine Sichtweise zu schildern.

In der zweiten Phase formulieren sie Lösungswege und vereinbaren Ziele für die weitere Zusammenarbeit. "Der Mitarbeiter sollte eigene Lösungsvorschläge einbringen", ergänzt Tönneßen. Aber auch mögliche Konsequenzen bespricht die Führungskraft mit dem Angestellten, etwa die Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Der Berater ergänzt: "Solche Konflikte beruhen immer auf einer gestörten persönlichen Beziehung zwischen den beiden Personen oder innerhalb des Teams. Die Kontrahenten sollten nicht sofort eine Lösung des Problems erwarten", dämpft er allzu hohe Erwartungen. Sind die persönlichen Verletzungen schon so tief, dass offene Gespräche unmöglich sind, kann nur ein neutraler Moderator weiterhelfen.