Microsofts .Net: Werkstatt für Web-Services

Schulungsaufwand nicht unterschätzen

10.12.2001

Ohne die passende Entwicklungsumgebung nutzt die beste Softwaretechnologie nicht allzu viel. Microsoft hat daher das bekannte Toolset "Visual Studio" für eine .NET-Version generalüberholt. Das Resultat - Visual Studio .NET - bildet die zentrale Schaltstelle für den gesamten Entwicklungsprozess. Ob UML-Design, Bearbeiten von Datenbanken, Entwurf von XML-Schemata, Gestaltung von HTML-Seiten, C#- oder VB-Codierung, Einsatz der Hilfe oder die Fehlersuche, alles kann direkt aus Visual Studio .NET erfolgen. Dabei erleichtern die Hilfe und die Kontextmenüs eine Einarbeitung in die Funktionen des .NET-Frameworks.

Unter Visual Studio .NET geht die Entwicklung einer Browser-unabhängigen Internet-Anwendung in C# einfacher von der Hand als die Erstellung einer Visual-Basic-Windows-Programms mit "Visual Studio 6.0". HTML-Elemente lassen sich mit Drag and Drop in den Designer ziehen, ein Doppelklick auf einem Element öffnet automatisch das entsprechende Quellprogramm. Alle Elemente lassen sich dabei direkt als Objekte aus dem Code ansprechen. Dies führt zu einem ähnlichen Programmiermodell, wie es für Windows-Client-Server-Anwendungen üblich ist. Das erleichtert zwar den Umstieg, birgt aber die Gefahr, die spezifischen Probleme verteilter Internet-Anwendungen, etwa Zustandslosigkeit, zu übersehen.

Visual Studio .NET bietet auch einen Rahmen für diverse Erweiterungen, etwa zusätzliche Programmiersprachen oder beliebige Plugins anderer Hersteller. Aber auch der Entwickler selbst kann Visual Studio erweitern, zum Beispiel durch eigene Oberflächenelemente. Dabei genügen die Ableitung von einer entsprechenden Basisklasse und die Definition neuer Eigenschaften, die dann direkt in Visual Studio .NET zur Verfügung stehen.

Umstieg lohnt sich

Bei der Anwendungsentwicklung bringen Visual Studio .NET und das .NET-Framework hohe Produktivität. Der Entwickler wird in jeder Phase seiner Arbeit durch Werkzeuge und Funktionen unterstützt. Heute erkennt man an vielen Stellen noch den Beta-Charakter des .NET-Frameworks. Bei seiner Veröffentlichung dürfte es eine der leistungsfähigsten Plattformen zur Erstellung verteilter Internet-Anwendungen darstellen.

Doch der Umstieg auf die neue Welt hat seinen Preis: Der Entwickler muss mit erheblichem Einarbeitungsaufwand rechnen. Es gilt nicht nur, neue Programmiersprachen wie C# und VB.NET zu lernen, sondern auch der Umgang mit der neuen Laufzeit- und Entwicklungsumgebung muss geübt werden. Dies dürfte trotz der intelligenten Hilfestellungen von Visual Studio .NET viel Zeit kosten. Obendrein lassen sich wohl nur wenige Erfahrungen und Quelltexte aus der COM-Programmierung direkt in .NET übernehmen. Trotzdem: Der Umstieg lohnt allein durch die signifikante Erhöhung der Produktivität, die ja schließlich zu erheblichen Kostensenkungen und einem kürzeren Time-To-Market führt.