Tipp vom Bewerber-Coach

"Schreib keineswegs, wie man im Fernsehen spricht"

28.01.2009
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

WINKLER: Ein Bewerbungshelfer reagiert eher gleichmütig auf die mit Ich-Aussagen gespickte, tägliche Eingangspost der Leser und Klienten: "Ich bin prädestiniert für die Nahtstelle der Aufgabenbereiche Programmierung und Schulung. Meine Kenntnisse bei der Entwicklung neuer Programme und Einarbeitung der Kunden sprechen für sich." Da streicht man all das Schicksalshafte und konzentriert sich auf die Einzelaufgaben, die der Bewerber in der Entwicklung und Schulung gelöst hat.

CW: Hat die Schreibunfähigkeit Jahren zugenommen?

WINKLER: Bewerbungstexter behaupten so was gern, weil es gut fürs Geschäft ist. Ich sehe, dass sich beim Bewerben auch heute fast jeder redlich müht. Über das Stümperdeutsch der sprachlich Herausgeforderten stolpert man häufiger als früher, weil Leute, die eher schreibfern aufgewachsen sind, eben wie wild im Web posten, kommentieren, empfehlen, schnacken, klönen und ihren vergorenen Senf dazugeben. Klar ist: Die Leistungselite erkennt man auch an ihrer Sprache. Der Homo faber formuliert nüchtern, aber angemessen. Sprachgewandtheit ist und bleibt ein Merkmal der echten Führungskraft.

CW: Welche Tipps geben Sie denen, die mit der deutschen Sprache ringen?

WINKLER: Ich lese nebenbei populäre Sachbücher auf Englisch und versuche, den konkreten, umstandslosen, auf Lesbarkeit ausgerichteten Schreibstil zu übernehmen. Wir sind vielleicht eine Gesellschaft von Plappermäulern geworden, und mein wichtigster Tipp ist, das Labern einzustellen. Solche Statements sind einfach nur dahingeschwätzt: "Bei diversen Umstellungen im Server- und Client-Umfeld konnte ich meine Vorliebe, im Team zu arbeiten unter Beweis stellen. Selbstverständlich arbeite ich auch zu unüblichen Zeiten." "Da ich die kundenorientierte und visionäre Philosophie von Microsoft sehr mag …" "Sie dürfen von mir sehr gute Englischkenntnisse und einen angemessenen Umgang mit Ihren Kunden und den Kollegen erwarten." Früher hieß es: "Schreib so, wie du sprichst." Heute würde ich empfehlen: "Schreib keineswegs so, wie man im TV oder Dummenfunk spricht."

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