Business-Software für den Handel

SAP und Oracle drängeln an der Kasse

09.10.2008
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Lagerkosten senken, den besten Preis finden

Einerseits hat der Handel in Sachen IT Nachholbedarf, andererseits steht er unter ständigem Margendruck, was den Spielraum für umfängliche IT-Investitionen einengt. Aus diesem Grund geben dem SAP-Experten Kabuth zufolge die Händler ihr Geld zwar einerseits für Innovationen aus, wollen andererseits aber die Lagerkosten drücken und Ausgaben für Personal einsparen. "Der Handel spürt den wirtschaftlichen Abschwung als Erster. Er sucht daher mehr denn je nach Wegen, seine Profitabilität zu steigern", so Christian Harnisch, der für den Softwarekonzern Oracle das Europa-Geschäft mit Retail-Software verantwortet. Schon ein bis zwei Prozent mehr Marge seien für die Firmen ein großer Erfolg. Dem französischen Oracle-Manager zufolge seien Handelsunternehmen derzeit neben den bereits erwähnten Produkten für ihre Ladengeschäfte an Applikationen vor allem für die Merchandising-Planung und für die Preisfindung interessiert. Sie benötigten Planungswerkzeuge, die ihnen zeigen, wie sich Preisänderungen auf ihren Absatz auswirken. "Schon heute planen und analysieren die Anwender im Handel, doch viele verwenden dazu Excel statt spezialisierter Software." Solchen Unternehmen will Oracle die im Sommer vorgestellte "Retail Suite 13" oder zumindest Teile davon verkaufen. Mit ihr sollen die Händler ihre Prozesse standardisieren können. Oracle zufolge wurden in der Produktsuite handelsspezifische Anwendungen sowie Datenanalysefunktionen integriert.

Schon heute planen und analysieren die Anwender im Handel, doch viele verwenden dazu Excel statt spezialisierter Software. Christian Harnisch, Europaverantwortlicher für das Retail-Geschäft bei Oracle.
Schon heute planen und analysieren die Anwender im Handel, doch viele verwenden dazu Excel statt spezialisierter Software. Christian Harnisch, Europaverantwortlicher für das Retail-Geschäft bei Oracle.

Der Datenbank- und Applikationsanbieter hatte in den letzten Jahren einige Softwarespezialisten gekauft, darunter Retek, an dem auch SAP interessiert war. Bausteine für die Lieferkettensteuerung sollen dafür sorgen, dass in den Ladenregalen die Produkte vorrätig sind, die der Kunde will. Rückschlüsse über das Kaufverhalten sollen Auswertungen von Absatzzahlen aus den Geschäften liefern - Oracle spricht hier von "Retail Intelligence". Darüber hinaus soll der Regelkreis verhindern, dass der Handel seine Lager mit Ladenhütern füllt, die zwar keinen Umsatz bringen, aber Lagerkosten verursachen.

Weitere Funktionen der Suite ermitteln den besten Preis für ein Produkt. Zudem verspricht Oracle den Händlern Module, mit denen sie ermitteln können, ob ihre weltweiten Filialen profitabel arbeiten. Vermehrt eröffnen die Firmen Geschäfte beispielsweise in Osteuropa und benötigen dort Geschäftssoftware und Kassensysteme, die sowohl die lokalen Steuer- und Finanzgesetze berücksichtigen als auch die Sprachen unterstützen.

Handel kann Prozesse industrialisieren

Aus einer guten Datenbasis lässt sich eben besser analysieren, wie die Kunden ticken, meint Lynn Thorenz, Retail-Spezialistin beim Beratungshaus PAC.
Aus einer guten Datenbasis lässt sich eben besser analysieren, wie die Kunden ticken, meint Lynn Thorenz, Retail-Spezialistin beim Beratungshaus PAC.

Der Hauptkonkurrent von Oracle hat mit "SAP Retail" eine Industrielösung zusammengestellt, die auf der Grundlage der ERP-Software handelsspezifische Ausprägungen bietet. Auch SAP verspricht den Handelsunternehmen, ihre Prozesse von der Kasse bis in die Lieferkette zu steuern sowie über Planungs- und Statistikfunktionen Entscheidungen bezüglich Warenangebot, Preis und Lieferlogistik zu unterstützen. Die Automatisierung hat nach Ansicht der Softwarefirma hier noch nicht so sehr Einzug gehalten wie in anderen Branchen. "Der Handel tickt noch nicht industriell", bringt es der SAP-Manager Kabuth auf den Punkt. Dabei ließen sich etwa 85 Prozent der Abläufe des Handels automatisieren.

Die SAP-Software soll nicht nur Daten verwalten und Transaktionen abwickeln, sondern dem Handel darüber hinaus erlauben, genauere Bedarfsvorhersagen zu treffen und die Preise festzusetzen, indem viele Einflussfaktoren berücksichtigt werden.