SAP-Kunden stehen unter Zugzwang

22.01.2003
Von Christian Zillich

Neue Release-Bezeichnungen

An den Basiskomponenten wie Transportsystem oder Job-Steuerung habe es keine gravierenden Änderungen gegeben. Der R/3-Enterprise-Core sei fast deckungsgleich mit dem Kern der Version 4.6c, nun jedoch sauber gekapselt. Dies bringe für spätere Upgrades echte Vorteile, da neue Prozesse künftig in „Extensions“ gepackt würden, die sich einzeln upgraden ließen, ohne dass der Kern davon betroffen sei. Allerdings müssten sich die Anwender in der Folge an neue Release-Bezeichnungen für die einzelnen Systemschichten (Basis, Kern, Extensions) gewöhnen.

Mit dem Wechsel auf R/3 Enterprise prasselt keine Flut von neuen Funktionen auf die Kunden ein. „Wenn ein Anwender an neuen Techniken wie dem WAS interessiert ist, die neuesten Logistikfunktionen aber nicht benötigt, steht es ihm frei, diese Extensions nicht zu aktivieren“, so Klose.

*Die Wartung kann bis Dezember 2004 verlängert werden (Extended Maintenance), wenn der Kunde eine von 17 auf 19 Prozent erhöhte Wartungsgebühr bezahlt. Quelle: Gartner Research
*Die Wartung kann bis Dezember 2004 verlängert werden (Extended Maintenance), wenn der Kunde eine von 17 auf 19 Prozent erhöhte Wartungsgebühr bezahlt. Quelle: Gartner Research

Mittlerweile setzen bereits einige Ramp-up-Kunden R/3 Enterprise produktiv ein, knapp 300 Unternehmen befinden sich derzeit in der Einführungsphase. Dem DSAG-Arbeitskreissprecher zufolge verheißen die ersten Erfahrungsberichte einen reibungslosen Verlauf des Umstiegs. Außerdem habe SAP eine Reihe von Verbesserungen und neuen Upgrade-Verfahrensweisen entwickelt, die den Versionswechsel zusätzlich erleichterten.

Zum einen könnten Anwender die System-Switch-Methode nutzen. "Dieses rein technische Upgrade sollte eigentlich absolut schmerzfrei laufen", so Klose. Die Vorgehensweise sei insbesondere für Firmen interessant, die sich bei Anpassungen der Software auf individuelle Anforderungen an das Modifikations-Framework der SAP gehalten hätten. Die System-Switch-Methode gibt es in zwei Varianten. Dabei ähnelt die resourcenoptimierte (ressource-minimized) Variante dem bekannten Repository-Switch-Verfahren, während die laufzeitoptimierte Version (downtime-minimized) die Ausfallzeit beim Upgrade von Hochleistungssystemen reduzieren soll. Dabei, so Klose, werden große Teile des neuen ERP-Systems als Schattensystem parallel zur Produktion aufgebaut, was letztlich zu einer Minimierung der produktiven Ausfallzeit führe. Diese Methode erfordere allerdings temporär größere Hardware-Kapazitäten.

Für Unternehmen, die größere Eingriffe am System vorgenommen haben und daher mit einer höheren Downtime rechnen, bietet der Softwarehersteller alternativ den "SAP Downtime Assessment Service" an. Dieser soll erhebliche Erleichterungen mit sich bringen - sowohl für stark modifizierte Lösungen als auch für Systeme mit IS-Solutions oder anderen Add-ons.

Verbesserte Integration

Zu der Frage, ob der Betrieb des R/3-Enterprise-Releases generell mit höheren Hardwareanforderungen verbunden sei, hielt sich Klose bedeckt. Dafür gebe es bislang zu wenig Erfahrungsberichte.

Die in R/3 Enterprise enthaltenen neuen Techniken veranlassen zunehmend auch Unternehmen, die bereits Release 4.6c einsetzen und somit nicht vor März 2006 vom Ende der Wartungsverträge bedroht sind, über ein Upgrade nachzudenken. Die Pro-Sieben-Sat-1 Media AG überlegt beispielsweise, 2004 auf R/3 Enterprise (Release 4.7) zu migrieren. "Wir haben mit Mysap Financials bereits Mysap-Lösungen im Einsatz", begründet Reinhard Deinböck, stellvertretender Abteilungsleiter SAP-Koordination, die Planungen. "Diese Anwendungen lassen sich mit R/3 Enterprise und den dazugehörenden Technologien im Enterprise Core besser integrieren."