Paul Hermelin, Capgemini

"SaaS sorgt für mehr Integrationsprojekte"

18.04.2011

SaaS-Vielfalt verlangt nach Integration

CW: Welche Auswirkungen hat das Modell auf das Geschäftsmodell der Service-Provider?

Hermelin: Bevor Cloud Computing und on-Demand auf dem Markt kamen, haben Unternehmen für jeden Euro, den sie für eine Softwarelizenz bezahlten, weitere vier Euro für die Integration ausgegeben. Nun forcieren Anbieter wie Oracle und SAP ihre on-Demand-Angebote und die entscheidende Frage für uns lautet: Was bleibt uns vom Kuchen?

Hermelin: Ich betrachte die Entwicklung in der IT-Servicewelt alles andere als pessimistisch.
Hermelin: Ich betrachte die Entwicklung in der IT-Servicewelt alles andere als pessimistisch.
Foto: Sümer Cetin

Früher haben wir SAP-Projekte für Großkunden betrieben, die mit beispielsweise fünf Millionen Euro dotiert werden. Wenn wir heute eine SaaS-Lösung etwa von Salesforce.com integrieren, sind das Projekte im Wert von sagen wir mal 200 000 Euro. Es zeigt sich aber, dass Bereiche innerhalb eines Unternehmens unabhängig voneinander SaaS-Lösungen anschaffen. Dort entsteht dann eine neue Art von Spaghetti-Code mit verschiedenen Pasta-Sorten. Und das - es tut mir leid das sagen zu müssen - ist gut für uns. Denn durch diese Entwicklung ergeben sich neue Integrationsaufgaben, da die unterschiedlichen Applikationen irgendwann wieder unter einem Dach zusammen geführt werden müssen. Unterm Strich bedeutet das: Je mehr SaaS-Lösungen angeschafft werden, desto mehr Projekte fallen an. In Summe wächst also der Bedarf. Ich betrachte die Entwicklung in der IT-Servicewelt alles andere als pessimistisch.

CW: Die anstehenden Aufgaben sind anders als frühere Integrationsarbeiten etwa im Rahmen von ERP-Projekten. Was kommt auf Service-Provider und ihre Mitarbeiter zu?

Hermelin: Ein großer Bereich betrifft das Daten-Management. Die Anforderungen der Kunden konzentrieren sich zunehmend auf Speicherung, Management und Analyse von Daten. Das ist eine enorme Herausforderung. Dafür benötigen wir zusätzliche Mitarbeiter mit entsprechenden Fähigkeiten. Die finden wir zurzeit auch ganz wesentlich in Indien.

Eine weitere große Triebfeder für Integrationsprojekte ist heute Mobility. Mehr und mehr Mitarbeiter haben heutzutage beispielsweise einen iPad. Ich sehe das bei uns selbst. In Group-Management-Meetings sitzen 80 Prozent meiner Manager mit einem iPad und greifen auf ihre E-Mails zu. Und sie würden gerne noch viel mehr damit machen. Das ist kein spezifisches Capgemini-Phänomen. Weltweit rennen die CIOs hier der Entwicklung hinterher. Es ist nun einmal so, dass Mitarbeiter immer einen Weg finden, ihre private IT im Unternehmensumfeld zu nutzen. Für uns und unsere Kunden geht es darum, die Mobility Anforderungen richtig umzusetzen und einen Nutzen daraus zu ziehen.