Reifezeugnis für Software

15.04.2002
Von Hubert Zenner

Die CMM-Eingangsstufe (Initial) beschreibt einen Zustand ohne besondere Maßnahmen: Es ist die vielfach bekannte Chaosstufe. Hier gibt es weder Maßnahmen zur Prozesskontrolle noch zur Qualitätssicherung, es existiert keine formelle Planung und kein explizites Konfigurations-Management. Jeder Entwickler arbeitet ad hoc: Nach eigenen Vorstellungen plant, verwirft, ändert und dokumentiert er, was ihm gerade am nächsten liegt. Zwar kann auch auf dieser Stufe ein Projekt- und Qualitäts-Management vorhanden sein, es wird aber nicht konsequent angewendet und - vor allem - bei Problemen gleich wieder verworfen und durch etwas anderes ersetzt. Erfahrungsgemäß befindet sich die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen auf dieser Stufe. Was jedoch keineswegs bedeutet, dass dabei nur schlechte Software produziert wird.

Prozessergebnis kaum vorhersagbar

Wenn hier trotz Prozesschaos gute Resultate erzielt werden, so aufgrund prozessfremder Faktoren, etwa durch das große Engagement der Mitarbeiter oder einen genialen Projektleiter. Insofern ist das Ergebnis des Prozesses nur selten vorhersehbar, vor allem nicht für Dritte. Extreme Terminüberschreitungen sind auf dieser Stufe daher ebenso programmiert wie empfindliche Qualitätsmängel.

Die zweite Stufe (Repeatable) führt die Wiederholbarkeit in den Entwicklungsprozess ein. Anstatt jeden Prozess neu zu definieren, wird versucht, die einzelnen Schritte in jedem Projekt zu wiederholen. Damit besteht eine stabile Projektverwaltung, und die Erfahrungen aus früheren Projekten können in neue Vorhaben einfließen. Kosten und Termine werden dabei laufend überwacht. So wird auch der Ablauf der Prozesse in bestimmten Rahmen vorhersagbar.

Das Capability Maturity Model (CMM) zur Qualitätssicherung und Zertifizierung von Software konzentriert sich auf Entwicklungsprozesse und verbindet deshalb mit jeder der fünf Reifegrad-Stufen auch eine Strategie zur Prozessverbesserung. In der Praxis befinden sich die meisten Projekte allerdings noch auf Ebene 1, während die Ebenen 4 und 5 bislang in der Softwareentwicklung so gut wie gar nicht erreicht werden. (Quelle: Merant)
Das Capability Maturity Model (CMM) zur Qualitätssicherung und Zertifizierung von Software konzentriert sich auf Entwicklungsprozesse und verbindet deshalb mit jeder der fünf Reifegrad-Stufen auch eine Strategie zur Prozessverbesserung. In der Praxis befinden sich die meisten Projekte allerdings noch auf Ebene 1, während die Ebenen 4 und 5 bislang in der Softwareentwicklung so gut wie gar nicht erreicht werden. (Quelle: Merant)

Auf der Defined-Reifestufe werden die Standardprozesse für die Entwicklung und Pflege von Software festgelegt und dokumentiert. Die Aktivitäten sind sowohl beim Software-Engineering als auch beim Prozess-Management stabil und wiederholbar. Für einzelne Schritte werden nun bestimmte Techniken vorgeschrieben, aber auch Start- und Endkriterien aufgestellt. Neben der technischen Vorgehensweise sind auch die jeweiligen Maßnahmen im Projekt-Management und in der Qualitätssicherung definiert.