IT & Business Excellence

Win-Win in der Entwicklungshilfe

Perfektes Tool für IT-Laien

25.02.2013
Von Ima Buxton

Im wirtschaftlichen Umfeld von Brasilien eröffnete diese Möglichkeit ungeahnte geschäftliche Optionen: In dem lateinamerikanischen Land verdienen rund 27 Millionen Kleinstunternehmer ihren Lebensunterhalt mit Tätigkeiten wie Straßenverkauf, Lieferservices, Autowaschen, Näh- oder Montagearbeiten. Diese Mikrounternehmer setzen zwar inzwischen häufig moderne Kommunikationsmittel wie Laptops, Smartphones und Tablets ein. Für die effektive Verwaltung ihrer alltäglichen Geschäfte fehlen ihnen aber oft geeignete und erschwingliche Programme.

Jugend in Brasilien: 19 Prozent sind arbeitslos, 30 Prozent gelten als arm

Auf der anderen Seite herrscht im Schwellenland Brasilien eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, von der fast jeder Fünfte (19 Prozent) betroffen ist. Zudem gelten 30 Prozent der brasilianischen Jugendlichen der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika zufolge als arm. „Für uns verband sich die von Dossier Digital entwickelte Plattform schnell mit der Perspektive, arbeitslose Jugendliche zu qualifizieren und mit ihnen zugleich ein neues Geschäftsfeld zu erschließen“, so Lisboa. „Zwischen Dossier Digital und den Kleinstunternehmern stand bis dahin immer eine Barriere, mit der Folge, dass diese Kleinstfirmen unsere Applikationen nicht nutzten. Die jugendlichen App-Entwickler können diese Schwelle senken, weil sie die Sprache dieser Händler und Dienstleister sprechen. Sie sind Verwandte und Freunde der Kleinstunternehmer und folglich Teil derselben Community.“

App zum Preis für eine Mahlzeit im Schnellrestaurant

Dossier Digital konnte OSH Management als ersten Partner für eine Kooperation gewinnen, um die Plattform für ihren künftigen Zweck weiterzuentwickeln, und legte damit den Grundstein für das soziale Projekt und Startup MeuSoft. Weitere Sponsoren folgten, darunter Brasiliens größter Energieversorger Eletrobras. Inzwischen hat MeuSoft nahezu 200 Jungendliche im Alter von durchschnittlich 19 Jahren innerhalb des Projektes zu App-Entwicklern ausgebildet, denen in diesem Jahre weitere 400 folgen sollen. Rund 30 Apps entstammten bislang den Ideen der brasilianischen Jugendlichen, die eine Testphase mit insgesamt eintausend Pilotnutzern durchlaufen haben. Rund einhundert Endnutzer haben bereits eine App erworben. „Eine der Grundlagen des MeuSoft-Geschäftsmodells ist der günstige Preis“, ergänzt Lisboa. „Die Lizenz für eine App kostet einen Kleinunternehmer nicht mehr als eine Mahlzeit im Schnellrestaurant. Das ist möglich, weil wir bestimmte Technologien wie Cloud Computing einsetzen, weil wir die Apps einfach gestalten, einzelne Komponenten sogar wiederverwendbar und weil die Lohnkosten niedrig sind.“