Oracle, Microsoft und IBM lassen die Muskeln spielen

26.02.2002
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Informix stärkt IBM im Unix-Markt

Weit mehr ins Gewicht fällt da schon die Übernahme von Informix durch IBM, die den Zweikampf mit Oracle noch einmal verschärft hat. Einerseits bauten die Armonker ihre Position in dem von Oracle beherrschten Unix-Markt aus, andererseits erwarben sie Datenbank-Know-how, das sie für die Weiterentwicklung ihrer Produkte gut gebrauchen können. So wird beispielsweise die Datablade-Technik von Informix in DB2 einfließen. Trotzdem soll das Informix-Produkt „Dynamic Server“ vorerst auch weiterhin angeboten werden, erläutert Sebastian Krause, Director Data Management Solutions Emea (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) Central Region bei IBM in Stuttgart.

Oracle reagierte auf den Merger mit Preisnachlässen speziell für Informix-Kunden, die mit dem Wechsel der Datenbankplattform liebäugeln. Nach Angaben der deutschen Oracle-Niederlassung seien tatsächlich einige Migrationsprojekte bei Großkunden, insbesondere bei öffentlichen Auftraggebern, angelaufen. Namen vermochte Oracle jedoch nicht zu nennen: „Die Projekte sind noch nicht abgeschlossen.“ IBM-Manager Krause entgegnet, es sei gelungen, die „Informix-Gemeinde zusammenzuhalten“.

Nach den Worten von Oracle-Chef Larry Ellison wiederum schafften es seine Vertriebsleute nicht nur, einige Informix-Anwender ins eigene Lager zu ziehen. Wohl um die wenig berauschenden Zahlen für das zweite Quartal 2002 in einem etwas weniger trüben Licht erscheinen zu lassen, verkündete der Oracle-Boss, 25 Prozent der Datenbankgeschäfte in diesem Zeitraum seien mit Firmen getätigt worden, die IBMs oder Microsofts Produkt durch „Oracle 9i“ ersetzt hätten. So habe Big Blue Datenbankkunden verloren, die diese Systeme unter Unix, Windows 2000, OS/400 und Mainframes betrieben hätten.

Diese - ohnehin nicht nachprüfbare - Behauptung kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Oracle sich im letzten Jahr gezwungen sah, sein Preismodell an das der Konkurrenten Microsoft und IBM anzupassen. Lange hatten Kunden den Anbieter bearbeitet, der vergangenen Sommer schließlich klein beigeben musste. Bis zu diesem Zeitpunkt verlangte der Datenbankprimus bis zu dreimal mehr als der Mitbewerb. Nun richtet sich der Lizenzpreis, wie in der Branche üblich, nach der Anzahl der CPUs im Rechner. Zuvor floss darüber hinaus auch die Geschwindigkeit des Servers in die Berechnung ein.

Die Umsatzeinbußen im Datenbankmarkt schmerzen Oracle sehr, denn im Gegensatz zu den beiden anderen Herstellern bestreitet das Unternehmen den Löwenanteil seiner Einnahmen mit Datenbanksoftware und dazugehörigen Dienstleistungen. Im Fiskaljahr 2001 beliefen sich die Erlöse aus dieser Sparte auf fast acht Milliarden Dollar. Im Applikationsgeschäft kommt der Anbieter dagegen auf weniger als drei Milliarden Dollar.