Offshoring spart kein Geld

25.01.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Über die Ausgaben hinaus, mit denen Auftraggeber trotz Auslagerung eigene IT-Kompetenz aufrechterhalten wollen, stellen sich aber im Lauf der Zeit oftmals weitere versteckte IT-Aufwände ein. So gilt es, Qualitätsmängel des Dienstleisters auszugleichen, neue Services umzusetzen und Prozesse zu beschleunigen. Fließen auch die Kosten für diese von Polacek angesprochene Schattenorganisation in die Gesamtkostenbetrachtung ein, fällt das Urteil über den Offshoring-Nutzen anders aus. "Die Einsparmessungen zu Beginn eines Projektes ergeben immer sehr gute Werte", erläutert die Maturity-Managerin. "Nach zwei oder drei Jahren sieht das aber anders aus. Die Kostenvorteile sind geringer, wenn in die Berechnung einfließt, wie groß die Aufwendungen für die Schattenorganisation und für die zusätzlich erforderlichen Beratungsleistungen sind."

Verlockend sind oftmals die Stunden- und Tagessätze, die in Billiglohnländern gezahlt werden. In den Nearshore-Ländern Polen und Ungarn schätzt Herbert Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISS), das Preisniveau auf etwa 60 Prozent des in Deutschland Üblichen. Entwickler in Rumänien und Bulgarien erhalten etwa 30 bis 40 Prozent des Stundenlohns deutscher IT-Fachkräften und verdienen damit etwa so viel wie ihre indischen Kollegen. Dienstleister in Offshore-Ländern wie China und den Philippinen arbeiten zu noch günstigeren Preisen.

Günstige Tagessätze im Ausland

Die Stunden- und Tagessätze sind jedoch selten als Indikator für mögliche Einsparungen geeignet. Immer fallen Kosten für Onsite-Betreuung, also Arbeiten vor Ort, Reisekosten, Unterkunft, Visa, Übersetzungen und Kommunikation an. Angesichts des mit einem Offshore-Projekt verbundenen Aufwands und Risikos rät Weber: "Wenn Sie Einsparungen von lediglich 30 Prozent absehen können, sollten Sie die Finger von dem Vorhaben lassen." Als Faustformel gilt: Je näher die Arbeiten an den Applikationen und Prozessen ausgeführt werden, desto geringer ist der mögliche Kostenvorteil, weil der Abstimmungsbedarf viel höher ist.