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Ausweg verzweifelt gesucht

"Neverland": Google wehrt sich gegen die Normalität

16.04.2008
Von Handelsblatt 

Beispiel "Transit", eine Erweiterung von Google-Maps zur Routenplanung mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Sie wurde in Zürich entwickelt; im Autofahrerland USA hätte sich kaum jemand für so was interessiert. Nun greifen immer mehr Nutzer zu - und liefern freiwillig ihre Reiseziele ab. Vielleicht wollen sie am Ziel ja essen gehen oder einkaufen. Schon lassen sich wieder neue Werbekunden für Google ködern.

Google globalisiert sich: Mittlerweile gibt es die Suchseite in 115 Sprachen - einschließlich "Klingonisch" für Fans der Sci-Fi-Serie "Star Trek". Google will eben immer auch ein bisschen spielen. "Jedes Feature, das mehr Menschen auf unsere Seiten bringt, hilft uns weiter", sagt Nelson Mattos. Das Problem: Der finanzielle Erfolg ist nur schwer messbar, da sich Google nur über Werbung finanziert. Es gibt keine neuen Produkte, für die Fans Schlange stehen, um dann Hunderte von Euro zu zahlen. "Wir machen etwas Neues, und auf einmal ist es halt online", sagt Mattos. Doch das ist unspektakulär, und darunter leidet das Spektakel Google.

Die Konkurrenz schläft nicht. Das soziale Netzwerk von "Facebook" wird schon als Google-Ersatz von morgen gehandelt. Microsoft hat haufenweise Geld: Der Softwarekonzern weist im Monat so viel Cash-Flow aus, wie Google im Jahr verdient. Darum durften auch die "Zooglers" ihre neues Zuhause selbst erschaffen. Architekten von Camenzind Evolution statteten das neue Gebäude aus, nachdem die Mitarbeiter von einem Psychologen nach ihren Vorlieben und Träumen befragt worden waren.

So gibt es nun als "Schnellverbindungen" zwischen den Etagen Feuerwehr-Rutschstangen. Sie sollen dazu motivieren, nicht nur in den Büros zu hocken, sondern Kollegen zu treffen und Gedanken auszutauschen. Die Rutschstangen werden rege genutzt, sagt Nelson Mattos, allerdings manchmal ein wenig zu rege. Mittlerweile gibt es ein Hinweisschild, das die Benutzung der Kantinen-Rutschbahn und der Feuerwehr-Stangen mit dem Notebook in der Hand verbietet. Die Ausfallquote der Hardware war dann den Technikern doch zu hoch. Irgendwo wird nun halt auch bei Google gespart.

Und am Donnerstag entscheidet sich, ob künftig noch ein klein wenig mehr gespart werden muss im IT-Nimmerland.