Neue Herrscher über die Prozesse

03.06.2004
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Manche Kritiker behaupten, dass BPM inhaltlich nichts Neues bringe. Die Diskussion über das Management von Geschäftsprozessen lasse sich bis auf Systemtheorien aus den 20er Jahren zurückdatieren. IT-Experten verweisen darauf, dass die gleiche Debatte noch vor einigen Jahren unter dem Schlagwort "Business Process Reeingineering" geführt wurde, von dem heute die Hersteller nichts mehr hören wollten.

Regelkreis sichert effektives Business-Prozess-Management: Damit BPM funktioniert, müssten Geschäftsprozesse über eine Plattform durchgängig geplant, geprüft, modelliert, integriert und überwacht werden. (Quelle: Entory)
Regelkreis sichert effektives Business-Prozess-Management: Damit BPM funktioniert, müssten Geschäftsprozesse über eine Plattform durchgängig geplant, geprüft, modelliert, integriert und überwacht werden. (Quelle: Entory)

Für Rüdiger Spies, Vice President Enterprise Applications beim Beratungshaus Meta Group in Ismaning, ist das Interesse an BPM vor allem dem erfolgreichen Marketing einiger EAI-Hersteller zu verdanken. Diese suchten angesichts fallender Lizenzpreise und der wachsenden Verbreitung von Web-Services als Integrationsvehikel nach neuen Wachstumsmärkten und einer Überlebensstrategie.

Ebenso wird eifrig darüber diskutiert, ob es eine eigene Produktkategorie für Business-Process-Management-Systeme (BPMS) geben sollte oder ob bisherige Integrationstechniken ausreichen. Befürworter behaupten, dass erst mit einem zentralen BPMS bisher getrennt angebotene EAI- und Workflow-Technik verschmelzen.

Erstere diene vor allem einer technischen Integration strukturierter Daten und biete rudimentäre Prozessmodellierung, Workflow-Technik sei hingegen auf eine Automatisierung von Arbeitsabläufen und der Verarbeitung unstrukturierter Daten spezialisiert. Hinzu kommt als dritter BPMS-Baustein ein Abstraktions-Layer für Geschäftsprozess-Modellierung, wobei hier künftig auch Design-Werkzeuge (Business Process Modelling) wie das "Aris Toolset" von IDS Scheer herangezogen werden. Befürworter von BPMS, die sich seit einigen Jahren vor allem über die Community BPMI (www.bpmi.org ) austauschen, erwarten, dass sich mit der Weiterentwicklung der Produkte künftig nicht nur IT-Spezialisten, sondern zunehmend auch Fachanwender mit der Gestaltung und Dokumentation von Prozessen beschäftigen werden.

Da ferner das Monitoring und Messen von Prozessen, das auch unter der Bezeichnung "Business Activity Monitoring" (BAM) vermarktet wird, Bestandteil des Regelkreises und somit eines vollständigen BPMS sein sollte, sieht Meta-Analyst Spies noch eine weitere Produktkategorie: Software für Business Intelligence (BI) und Data Warehousing. Und tatsächlich wird auch in diesem Markt das Akronym BPM verwendet, steht jedoch für "Business Performance Management" und betont die betriebswirtschaftliche Bedeutung einer Prozess- und Datenintegration für die Unternehmenssteuerung.