Orientierungshilfe

Native App oder mobile Website?

03.11.2011
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Technische Vor- und Nachteile

Aus technischer Sicht haben mobile Websites klare Vorteile: Die Inhalte der normalen Website lassen sich ohne größere Veränderungen übernehmen und können schnell und leicht überarbeitet oder erweitert werden. Gleichzeitig sind mobile Websites, sofern nicht gerade in Flash geschrieben, weitgehend plattformunabhängig und müssen nicht eigens für jedes Betriebssystem entwickelt werden.

Anders als eine App kann eine mobile Website jedoch schlechter die Hardwarefunktionen des Endgeräts ansprechen – zweifellos ein Nachteil. Dieser gilt jedoch primär für Web-basierende Apps und weniger für klassische Websites. Auch das Argument, mobile Websites seien abhängig von einer Internet-Anbindung, ist nur bedingt richtig: Viele native Apps funktionieren nur dann richtig, wenn aktuelle Daten über das Internet von einem Backend-Server nachgeladen werden.

Auf der anderen Seite verliert allmählich ein wichtiges Argument für mobile Websites an Bedeutung, die Plattformunabhängigkeit: Mit dem breiten Ansturm auf iOS- und Android-Geräte sind die beiden mobilen Plattformen inzwischen für den Großteil des Traffics im mobilen Internet verantwortlich.

Wie die Berliner Web-Analyse-Firma Webtrekk in einer aktuellen Studie berichtet, entfallen im Mobile-Bereich bei stark frequentierten Websites wie Bild.de, Die Zeit, Tchibo, Zalando oder Hotel.de bereits gut 78 Prozent der Zugriffe auf iPhone, iPad und iPod Touch. Weitere 13,4 Prozent erfolgen über Android-Devices, während sich die übrigen mobilen Betriebssysteme wie Symbian, Blackberry OS, WebOS oder Windows Mobile die restlichen gut acht Prozent teilen. Auf Windows Phone entfielen lediglich 0,55 Prozent. Hinzu kommt, dass es inzwischen Lösungen gibt, die eine Multi-Plattform-Entwicklung für mehrere mobile Betriebssysteme einfach machen.

Unterschiede auf der Kostenseite

Last, but not least muss natürlich auch die Kostenseite betrachtet werden. Hier lässt sich pauschal feststellen, dass die Entwicklung einer mobilen Website ein deutlich kleineres Loch in das Budget reißt als das Programmieren einer nativen App, die zudem nur für eine Plattform angepasst ist. Je nach Aufwand muss man für eine mobile Website einen dreistelligen oder niedrigen vierstelligen Betrag veranschlagen, während diese Summen bestenfalls die Untergrenze für eine native App darstellen.

Grund für die unterschiedlichen Kosten ist zum einen, dass mobile Websites meist einfacher aufgebaut sind. Außerdem werden sie mit HTML5, CSS und Javascript umgesetzt, die jeder Web-Entwickler beherrscht. Im Vergleich zu Objective C oder C++ sind dadurch die zu zahlenden Programmierstunden wesentlich billiger. Auch die mitunter umständliche und zeitraubende Kontrolle durch den App-Store-Betreiber entfällt.