Das Internet als verlängerte Ladentheke

Mittelstand geht im Netz auf Kundenfang

25.09.2002

Insgesamt zieht Werner Conrad jedoch eine positive Bilanz: „Vergleiche mit Wettbewerbern zeigen, dass wir im Verhältnis relativ wenig Lehrgeld bezahlt haben.“ Im Gegensatz zu Aktiengesellschaften habe das Familienunternehmen nicht mit dem Geld fremder Leute waghalsige IT-Investitionen finanzieren können. „Wir haben in dieser Hinsicht wohl eher Stacheldraht in den Taschen, und rückblickend war das auch gut so.“ Mittlerweile beträgt der Anteil des Internet-Geschäfts rund 35 Prozent am gesamten Versandhandelsumsatz. Auch die Offline-Kunden will Conrad für die Nutzung des Web-Shops begeistern. Sofortige Bestandsauskunft, Ordertracking oder Datenblatt- Download zählt der E-Business- Pionier als Kundenvorteile auf. Sein Unternehmen profitiere dagegen von niedrigeren Prozesskosten.

Zweitausendeins arbeitet noch an der durchgängigen Anbindung des Web-Shops an die Backend- Systeme. Insgesamt kämpft das Unternehmen jedoch weniger mit technischen Problemen. „Wir haben immer nur angeboten , was wir auch leisten konnten. Dabei mussten wir allerdings feststellen, dass Zeit bei Technikern manchmal eine ganz irreale Bedeutung hat“, so Kessenich. Schwierig war es, die mit dem Internet-Angebot verbundene Temposteigerung in den mit der Auftragsabwicklung befassten Abteilungen umzusetzen.

Hilfeschreie aus dem Lager

Früher sei lediglich alle zwei Monate ein neuer Katalog veröffentlicht worden. Heute ändere sich das Angebot wesentlich schneller. „Es gab eine Phase, da konnte ich die Hilfeschreie aus dem Lager und die Leute dort meine Wutschreie nicht mehr hören. Mittlerweile vertragen wir uns wieder.“ Insgesamt ist auch Kessenich fest davon überzeugt, via Internet neue Kunden zu gewinnen.