Mittelstand geht im Netz auf Kundenfang

27.08.2002
Von Christian Zillich

Internet den geringsten Umsatzanteil.

Insgesamt zieht Werner Conrad jedoch eine positive Bilanz: „Vergleiche mit Wettbewerbern zeigen, dass wir im Verhältnis relativ wenig Lehrgeld bezahlt haben.“ Im Gegensatz zu Aktiengesellschaften habe das Familienunternehmen nicht mit dem Geld fremder Leute waghalsige IT-Investitionen finanzieren können. „Wir haben in dieser Hinsicht wohl eher Stacheldraht in den Taschen, und rückblickend war das auch gut so.“ Mittlerweile beträgt der Anteil des Internet-Geschäfts rund 35 Prozent am Versandhandelsumsatz. Conrad ist sicher, mit dem Online-Auftritt Kunden gewonnen zu haben, die normalerweise nicht per Mailorder kaufen würden. Sofortige Bestandsauskunft, Ordertracking oder Datenblatt-Download zählt der E-Business-Pionier als Kundenvorteile auf. Sein Unternehmen profitiere dagegen von niedrigeren Prozesskosten.

Zweitausendeins arbeitet noch an der durchgängigen Anbindung des Web-Shops an die Backend-Systeme. Insgesamt kämpft das Unternehmen jedoch weniger mit technischen Problemen. „Wir haben immer nur angeboten, was wir auch leisten konnten. Dabei mussten wir allerdings feststellen, dass Zeit bei Technikern manchmal eine ganz irreale Bedeutung hat“, klagt Kessenich.

Hilfe- und Wutschreie

Schwierig war es, die mit dem Internet-Angebot verbundene Beschleunigung in den mit der Auftragsabwicklung befassten Abteilungen umzusetzen. Früher sei alle zwei Monate ein neuer Katalog veröffentlicht worden, heute ändere sich das Angebot wesentlich schneller, so Kessenich. „Da gab es eine Phase, da konnte ich die Hilfeschreie aus dem Lager und die Lagermitarbeiter konnten meine Wutschreie nicht mehr hören. Mittlerweile vertragen wir uns wieder.“ Insgesamt ist Kessenich vom Internet überzeugt: „Ich glaube nicht, dass man es sich heute leisten kann, auf einen Online-Auftritt zu verzichten.“